Bildung Kinderpartizipation in Düsseldorf-Pempelfort: Grundschule setzt ein Zeichen
PEMPELFORT Die städtische Matthias-Claudius-Grundschule will mit dem Projekt „Kinderheimat Pempelfort“ ein Zeichen setzen.
„Mein Wunsch ist es, dass sich die Kinder sicher und verankert in ihrem Stadtteil fühlen. Außerdem sollen sie sehen, wie Demokratie auch im Kleinen und aus ihrer Perspektive funktionieren kann“, sagt Hella Büscher, Schulleiterin der Matthias-Claudius -Gesamtgrundschule bei der Vorstellung ihr Schulprojekts „Kinderheimat Pempelfort“. Das Ziel: Durch Partizipation tragen die Schüler zur Entwicklung des Stadtteils bei. Umsetzen wollen sie es sowohl mit einem analogen als auch digitalen Stadtteilführer aus Kindersicht und eigenen Führungen der Schülerinnen und Schüler durch Pempelfort.
Der Startschuss für das Projekt fiel dieses Jahr mit einer ausführlichen Recherchephase. Rund 150 Kinder der dritten und vierten Klasse betrachteten und reflektierten den Stadtteil. Sie zeichneten ihren Schulweg auf, dokumentierten ihre Lieblingsorte und die Plätze, die ihnen nicht gefallen und entwickelten mit der Nadelmethode einen ersten Entwurf. „Darunter versteht man, mit mehreren Pins die für den Stadtteilplan relevanten Punkte zu markieren“, erklärt Hella Büscher. Im Anschluss befragten die Schüler andere Kinder aus dem Stadtteil, um die Perspektive der anderen Schulen und jungen Einwohner von Pempelfort zu erfahren. Auf der sogenannten Kinderkonferenz wurden die Ergebnisse zusammengetragen und diskutiert. „Präsentiert werden die Ergebnisse Anfang 2019 in einer Sonderausgabe der Quartierszeitung „Patchwerk“, sagt Jörg-Thomas Alvermann vom Verein „Keywork – Soziale Plastik im Quartier“. Der Verein ist auch einer der Kooperationspartner von Kinderheimat Pempelfort. „Ohne ein großes Netzwerk aus vielen verschiedenen Expertisen könnten wir das Projekt nicht auf die Beine stellen“, sagt Büscher. Zusammen mit dem Keywork-Verein, Lehrern, den Redakteuren von „Patchwerk“, der Kommunikationsdesignerin Ute Reenst und Webdesigner Andreas Kämpfe für die Erstellung einer App, wollen sie das Projekt bis Ende 2019 realisieren. Zur Unterstützung erhalten die Schüler Kurse im IT-Bereich und zum spielerischen Programmieren von dem Verein „Junge Tüftler“. Außerdem versuchen sie eng mit der Stadt zusammenzuarbeiten, um Vorschläge für ein kinderfreundliches Düsseldorf einzubringen.
Den ersten Termin dazu hatten sie mit der Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner bei der Kindersprechstunde im Plenarsaal des Rathauses. Dort stellten die jungen Bürger nicht nur ihr Projekt vor, sondern auch Fragen, die ihnen am Herzen liegen: „Warum steht seit zwei Jahren ein kaputtes Schulgerüst am Schulhof? Warum quillt der Papiermüll bei den großen Tonnen über? Und warum liegt so viel Hundekot auf den Spielplätzen? Fragen, die vor allem Kindern im Stadtteil unter den Nägeln brennen. Marina Spillner liefert daraufhin den Schülern auch gleich Lösungsvorschläge. Ihr zufolge sind Schüler im Stadtteil mit unter den Experten. So würde es helfen, wenn die Erwachsenen ihre blaue Tonne für den Papiermüll nutzen, erklärt die Bezirksbürgermeisterin. Schulleiterin Hella Büscher ist begeistert. Besonders die kindnahe Darstellung von Kommunalpolitik von der Bezirksbürgermeisterin freute sie: „Genau so sehen die Schüler, wie Demokratie funktioniert und verinnerlichen diese Werte.“
Demokratische Institutionen unter den Schülern sind ihr auch innerhalb des Schulkosmos wichtig: „Wir legen in der Schule auf demokratische Ebenen wie Klassenrat oder Klassensprecher hohen Wert.“ Nicht nur damit setzt sie mit ihrer Schule ein Zeichen in Richtung Zukunft. Auch im Bereich Digitalisierung ist die Grundschule professionell aufgestellt: „Es ist vollkommen egal, ob 70 oder 20 Ipads angeschafft werden. Wichtig ist die dafür notwendige Schulung von Medienkompetenz“, sagt Hella Büscher. Sie selbst ist mit dem aktuellen Stand des Projekts sehr zufrieden: „Schneller kann es immer gehen, viel wichtiger ist doch die bestmögliche Miteinbeziehung der Schüler bei Kinderheimat Pempelfort“. Ebenso sieht sie eine positive Resonanz bei den Schülern: „Ich bin manchmal selbst überraschend, wie motiviert die Kinder bei der Recherchephase, wohlgemerkt, außerhalb des normalen Unterrichts mitgemacht haben. Auch mit welchen Themen sie sich beschäftigen. Das hat man vor allem bei der Kindersprechstunde im Rathaus gemerkt.“
Anfang 2019 erscheint die neue Ausgabe der Quartierszeitung. Diesmal mit den Vorschlägen der Kinder für den eigenen Stadtplan. Darunter ein Eisdielentest, die Lieblingsspielplätze sowie unheimliche Häuser. Die Schüler der Matthias-Claudius-Gesamtgrundschule wollen damit den Bewohnern in Pempelfort zeigen, was sie sich für ihren Stadtteil wünschen. Außerdem freuen sie sich über ein Feedback, um daraufhin während des Schuljahres den Stadtteilplan zu entwickeln. Ein persönliches Ziel von Hella Büscher ist es außerdem, Stadtführungen von den Schülern zu entwickeln und das Konzept in mehrere Stadtteile und an weiteren Schulen zu implementieren: „Wir wollen kein Wissen für uns bunkern, sondern die Synergien und Erkenntnisse aus unserem Versuch nutzen, um ein ganzheitliches Konzept für die Stadt Düsseldorf zu entwickeln.“