Heiligabend Düsseldorfer Kirchen freuen sich auf den größten Andrang des Jahres
Düsseldorf · Heiligabend sind fast alle Kirchen rappelvoll, die Vergabe von Eintrittskarten wie in Essen halten aber weder Katholiken noch Protestanten für notwendig.
Alle Jahre wieder: An Heiligabend strömen die Menschen in die Kirche wie an keinem anderen Tag im Jahr. Ganz ohne Religion und Glauben, ohne Weihnachtsgeschichte, ohne Kirche wollen dann doch viele nicht Weihnachten feiern. Für etliche Gemeinden ist das eine logistische Herausforderung. Große mediale Aufmerksamkeit erhielt jetzt eine Pastorin in Essen-Haarzopf, weil deren Gemeinde erstmals (kostenlose) Eintrittskarten verteilte, ohne die man Heiligabend nicht in den Gottesdienst kommt. Dahinter steckt freilich keine Sanktion gegen notorische Kirchenmuffel und Rosinenpicker, sondern es ist schlicht den strengen Brandschutz- und Sicherheitsauflagen der Stadt Essen geschuldet.
Nun stößt auch in Düsseldorf am 24. Dezember vor allem manche Innenstadtkirche an ihre Kapazitätsgrenze. Chronisch überfüllt ist zum Beispiel die 18-Uhr-Christmette bei den Dominikanern in St. Andreas, wer einen Sitzplatz will, sollte mindestens eine Stunde vorher da sein. Oder die Christvesper um 16 Uhr in der Johanneskirche, in der wieder Präses Manfred Rekowski predigt und Teile des Weihnachtsoratoriums erklingen. Hier am Martin-Luther-Platz gilt es schon, sorgfältig zu planen und zu organisieren, sagt Pfarrer Heinz-Werner Frantzmann, der in dem Gottesdienst die Liturgie übernimmt: „Bei 1200 Menschen in der Kirche muss Schluss sein, denn vor allem die Treppen müssen als Rettungswege frei bleiben.“ Im vergangenen Jahr schauten tatsächlich Ordnungsamt und Polizei vorbei, weil in der Johanneskirche Überfüllung drohte.
Und weil es am Haupteingang vor zwei Jahren zu viele unschöne Diskussionen mit Besuchern gab, die unbedingt noch ins Hauptschiff wollten, obwohl es dort nicht mal mehr einen Stehplatz gab, hat die Gemeinde seit 2017 einen Securitydienst beauftragt. Außerdem verweist ab diesem Jahr ein Plakat auf mögliche Ausweich-Gottesdienste in der Neander-, Berger- oder Kreuz-Kirche.
Der katholische Stadtdechant und St. Lambertus-Pfarrer Ulrich Hennes betont, dass ihm wirklich jeder Kirchgänger herzlich willkommen sei: „Und es kommt auch immer jeder irgendwie unter“, sagt er, „da rücken alle zusammen und Stehplätze finden sich eigentlich immer noch.“
Dass die Kirchen am Heiligabend so gut gefüllt sind wie sonst nie, stört weder den Monsignore noch den evangelischen Pfarrer: „Ich freue mich über jeden, der Weihnachten den Weg zu uns findet“, sagt Hennes, „denn das ist ja eine Aussage.“ Das sei für ihn auch überhaupt nicht mit irgendeiner Erwartung verbunden, dass der oder die doch gefälligst öfter in die Messe kommen möge. Hennes: „Was nicht heißt, dass ich mich über mehr Kirchgänger an normalen Sonntagen nicht freuen würde, ja, ich gönne dieses Erlebnis durchaus mehr Menschen öfter.“ Und, ja, vielleicht müsse man auch einmal über die eigene Qualität und Attraktivität der Ansprache nachdenken.
Auch Pfarrer Heinz-Werner Frantzmann liegt Kritik an Einmal-im-Jahr-Kirchgängern fern: „Kommt alle, bitte, gerne.“ Er ist sicher, dass es bei den meisten auch um mehr als bloße Nostalgie, Kindheitserinnerung oder „Pflicht“ geht: „Ich glaube, das Weihnachtsfest als Ursprung der Begegnung Gottes mit uns Menschen versetzt viele buchstäblich in Bewegung. Und das Geheimnisvolle dieser Nacht übt immer noch eine enorme Anziehungskraft aus.“