Klang-Installation Letzte Runde für die Klänge in der Haltestelle Heinrich-Heine-Allee
Düsseldorf · Seit einem Jahr haben Künstler unterschiedliche Bereiche in der Haltestelle Heinrich-Heine-Allee bespielt. Für den abschließenden fünften Teil sorgt ein Duo.
Zwischen ein- und ausfahrenden Zügen und Gedränge am Bahnsteig mangelt es an der Haltestelle Heinrich-Heine-Allee nicht gerade an Geräuschen. Und trotzdem stechen die wohlgewählten Klänge heraus. Ein runder, warmer Gong oder das anschwellende Schwingen eines Instruments begleiten das wuselige Treiben beim Um- und Aussteigen, fallen der einen angenehm, dem anderen irritierend auf.
Das war es auch, was Ralf Brög bezwecken wollte. Er hat die Reihe von sechs Künstlern in fünf Projekten, die seit etwa einem Jahr drei Bereiche in der U-Bahn-Haltestelle Heinrich-Heine-Allee bespielen, kuratiert und war auch vorher dafür zuständig, die neuen Zugänge des U-Bahnhofes visuell und akustisch für wechselnde Klang- und Soundbeiträge zu gestalten. Es sollte eine Art Intervention sein im geschäftigen Alltag an dieser stark frequentierten Haltestelle. Nun geht die Reihe mit der Installation der schwedisch-finnischen Musikerin Marja Ahti im Duett mit dem Düsseldorfer Musiker Stefan Schneider zu Ende.
Wichtig war ihm, eine möglichst diverse Auswahl zu treffen. Künstler, Musiker, Komponisten. Die Akteure kamen aus verschiedenen Bereichen der Kunst und sollten die Räume ebenso divers bespielen. Die Modellräume sind das „Auditorium“ am Aufgang der U-Bahn-Station zur Königsallee und dem Corneliusplatz, das „Theater“ am Aufgang zur Heinrich-Heine-Passage und das „Labor“ am Aufgang von der Wehrhahn-Linie zu den Linien der anderen Stadtbahnen, den „alten“ Bahnsteigen an der Heinrich-Heine-Allee also.
Den Anfang machte vor etwa einem Jahr der Düsseldorfer Kurt Dahlke mit „The Endless Christmas Carol“, bei dem Klänge eines klassischen, analogen Synthesizers über 48 Lautsprecher übertragen wurden. Im März folgte Waltraud Blischke, Dozentin für Schreiben und Sprechen über Klang an der Robert Schumann Hochschule. Sie brachte das experimentelle DJ-Set „Tracks United“ in das „Auditorium“. Die Kombination aus Klängen, Stimmen und Geräuschachsen sollte die Fortbewegung und architektonischen Räume simulieren.
Als Dritter war der Schwede Leif Inge mit „9BeetStretch“ im „Auditorium“. Dabei wurde Beethovens Neunte Symphonie auf 24 Stunden ausgedehnt – ohne dabei die Frequenz und Tonhöhen zu verändern. An vierter Stelle gab es dann „Treppauf, Treppab – Situated Now, Donna Haraway“ im „Theater“ und im „Auditorium“ zu hören, bei der sich Marcus Schmickler mit der „Shepard-Tonleiter“ befasst, eine akustische Illusion, bei der ein Ton fortwährend steigt oder fällt.
Nun sind zum Abschluss Marja Ahti und Stefan Schneider an der Reihe. Letzterer ist mit der Sound-Installation „Treppe“ bereits dauerhaft dabei. Nun gibt es im „Labor“ ein Duett der beiden Musiker und Komponisten. Auf der direkten Verbindung der U-Bahnstation Wehrhahnlinie und den alten Gleisen in der Heine-Station gibt es zwei Treppenaufgänge, die die beiden noch bis Jahresende passend zueinander bespielen. „Eine zwillingsartige Konstruktion“, wie Kurator Ralf Brög es beschreibt. Im Aufgang zu Bahnsteig eins hört man eher fließende Klänge. Ein langer Ton, der anschwillt und einen förmlich die Rolltreppe hinaufzieht. Und trotzdem nicht aufdringlich oder störend wirkt. Marja Ahti hat dafür unter anderem mit singenden Gläsern gearbeitet – also mit den Tönen, die man erzeugt, wenn man mit einem befeuchteten Finger über die Ränder eines Wasserglases reibt.
„Die Klänge bekommen eine räumliche Qualität“, sagt Brög. Wie sie entstanden sind, ist nicht sofort erkennbar. Das Klirren und Schwingen höre sich auch ein wenig nach einer außerirdischen Sphäre an. Im anderen Aufgang sind Töne vom Vibraphon zu hören, die eher klarer und mehr abgegrenzt sind. „Da entsteht so eine Art Pingpong untereinander“, sagt Brög. Wahrscheinlich höre nicht jeder beide Teile zusammen.
Doch das ist möglich. Bleibt man an einem der Aufgänge nahe an der Treppe stehen, aber auch in der Nähe des Gleises – nicht zu nah, versteht sich – kann man das Wechselspiel hören. Auch hallt es noch ein Stück weiter in den Bahnsteig hinein. Spannend ist es auch, wenn man sich ganz bewusst zum Nachhören der Installationen aufmacht, wie durch die Stille, die sich mit den Klängen abwechselt, das Hören der sonstigen Geräusche viel bewusster wird. Während man auf das nächste Anschwellen oder den nächsten Ton wartet, hört man das schwerfällige Schnaufen der Rolltreppe oder das Klackern der Stufen, das Rascheln der Jacke des Vordermanns oder das Rauschen der nächsten Bahn, die sich im Tunnel anbahnt, viel deutlicher.
Auch wenn die Installation von Marja Ahti und Stefan Schneider nun die letzte ist und die Reihe mit dem Ende des Jahres ausläuft, sind schon die nächsten klanglichen Interventionen in Planung. Einerseits wolle Brög das Repertoire erweitern – auch was dauerhafte Installationen angeht. „Außerdem planen wir eine Reihe, in der viel kooperativ gearbeitet wird“, sagt Brög. In der es etwa auch Zusammenarbeiten mit Künstlern aus dem Bereich Literatur geben soll. Oder vielleicht mit Informatikern und Algorithmen. Installationen, in denen mehrere Disziplinen zusammenarbeiten. Und auch die Möglichkeit, aktuelle Dinge mit einzubeziehen – was in der Stadt oder in der Welt passiert – wäre denkbar, sagt Ralf Brög.