Marionettentheater Ein Abend im Düsseldorfer Marionettentheater mit Jim Knopf und „echtem“ Wunschpunsch

Düsseldorf · Zu Michael Endes 90. Geburtstag hat das Marionettentheater ein besonderes, dreistündiges Programm gestaltet.

Jim Knopf (r.) und Lukas der Lokomotivführer auf der Lokomotive Emma.

Foto: Düsseldorfer Marionettentheater

Den 90. Geburtstag des Kinderbuchautors Michael Ende – dessen Bücher „Jim Knopf“, „Momo“ oder „Die unendliche Geschichte“ seit ihrem Erscheinen Generationen von Kindern prägten – wollte das Marionettentheater Düsseldorf mit einer besonderen Gala feiern. Puppenadaptionen von Endes Geschichten werden hier schon seit Jahrzehnten gespielt, einige davon sogar uraufgeführt. Mit dem angewachsenen bunten Fundus an Marionetten und Kulissen sollte zum Geburtstag im Palais Wittgenstein, wo das Marionettentheater seinen Sitz hat, ein Best-of der Szenen aufgeführt werden.

Als am Sonntagabend durch die verschiedenen Stücke geführt wurde, wurden die durchgängig hohen Produktionswerte deutlich. Die sehr beweglichen und feingliedrigen Marionetten wurden durch dynamische Sprecher zum Leben entdeckt. Dabei schaffen sie den Spagat, lebhaft zu spielen, ohne Overacting zu betreiben. Atmosphärisches Sounddesign und gut gewählte akustische Effekte runden die Performance ab.

Die Stücke, das ist der Anspruch, sollen den Büchern wortgetreu entsprechen. Besondere Relevanz hat das bei Szenen aus dem Stück „Jim Knopf“, in denen auch Begriffe übernommen wurden, die heute als rassistisch eingestuft werden, zum Beispiel das Wort „Negerlein“. Eine Anpassung hätte dem offensichtlich antirassistischen Geist des Werkes von Michael Ende wohl entsprochen.

Wie gesellschaftlich bedeutsam gerade Jim Knopf mit seinem schwarzen Hauptcharakter war, wurde dann auch zwischen den Szenen von Ende-Biographin Birgit Dankert eingeordnet: Die Geschichte, in der die ganze Inselgemeinde anstelle von zwei Personen in klassischen Elternrollen sich um das Kind kümmert, sei in den bürgerlichen 60er-Jahren der Bundesrepublik ein auffälliger Bruch mit dem Bekannten gewesen. Auch die Antagonisten stünden für ein politisches Statement, schließlich ist „Die Wilde 13“ eine vollständig homogene Gruppe, man könnte auch sagen eine gleichgeschaltete.

Das Rahmenprogramm begann auch schon vor der Aufführung, als der „satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ aus dem stilechten Zauberkessel verteilt wurde. Auch beim reichhaltigen Büffet zur Pause waren die meisten Speisen Anspielungen auf Ende-Bücher. Natürlich gab es bei dieser Geburtstagsfeier auch einen Kuchen, bedruckt mit den Kulissenbildern.

Durch die Strukturierung des Abends mit einzelnen Szenen, unterbrochen von Lesungen und Vorträgen, bekamen die Besucher zahlreiche der Figuren und Kulissen zu sehen. Natürlich blieb es da aus, eine Geschichte komplett verfolgen zu können. Beim Versuch, möglichst alle wichtigen Werke von Michael Ende zu würdigen, und die Umbauarbeiten mit Rahmenprogramm zu füllen, streckte sich die Aufführung inklusive Pause auf über drei Stunden und zog sich etwas. Die ein oder andere Einordnung oder Anekdote hätte man weglassen können, um das Programm zu straffen. So war die einmalige Sonderaufführung vor allem etwas für große Anhänger des Autors, die sich über eine nostalgische Reise freuen konnten.

Um auch weiterhin die Möglichkeit zu geben, die anspruchsvollen Stücke zu besuchen, sind „Jim Knopf und die Wilde 13“ bis zum 15. Dezember und „Der Wunschpunsch“ ab dem 19. Dezember im Programm. Bei den Mittagsterminen wird allerdings die Vorbestellung empfohlen.