Düsseldorf Kommt das Glasverbot für die Düsseldorfer Altstadt?
Nach den Attacken auf Polizeibeamte soll der Vorschlag jetzt geprüft werden. In Hamburg hat man gute Erfahrungen mit dem Verbot gemacht.
Düsseldorf. An den Karnvalstagen klappt das Glasverbot in der Altstadt schon seit Jahren reibungslos. Die Zahl der Verletzten durch Splitter ist seitdem stark zurückgegangen. Nachdem sich die gewalttätigen Angriffe auf Polizisten häufen, hat Arnold Plickert, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, in der Westdeutschen Zeitung vorgeschlagen, das Glasverbot freitags und samstags auch in Düsseldorf einzuführen. In anderen Städten habe man damit bereits gute Erfahrungen gemacht.
Innerhalb von wenigen Tagen war es in Düsseldorf zu zwei schweren Übergriffen auf Polzisten gekommen. Am Wochenende hatte ein Mob von etwa 30 Personen versucht, die Wache der Bundespolizei zu stürmen. In der Nacht zum Mittwoch wurde ein 26-jähriger Beamter in die Schaufensterscheibe des Bar-Restaurants Mississippi an der Bolkerstraße gestürzt und schwer verletzt. Die Zahl der Widerstands-Handlungen gegen Polizeibeamte hatte im vergangenen Jahr mit 16 500 einen neuen Höchststand erreicht. Plickert: „Viele Kollegen werden mit Flaschen, Gläsern und Aschenbechern angegriffen.“ Ein Glasverbot an Wochenenden könnte für mehr Sicherheit sorgen.
„Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Ursula von Albedyll, Sprecherin des Hotel- und Gaststättenverbandes Hamburg. Bereits seit 2009 gilt an den Wochenenden das Glasverbot auf St. Pauli. Früher habe es viele Verletzungen durch Flaschen und Gläser gegeben, weil Gäste schon „vorgeglüht“ hatten, bevor sie sich auf den Weg in das Vergnügungsviertel machen. Die Situation habe sich seit dem Glasverbot erheblich verbessert, die Zahl der Verletzungen ging zurück.
Auch organisatorisch sei das in Hamburg kein großes Problem. Es würden keine Kontrollpunkte wie in Düsseldorf errichtet, die Beamten schauen aber immer wieder mal in die Rucksäcke der Passanten. Von Albedyll: „Traditionell haben wir auf St. Pauli eine sehr hohe Polizeidichte.“
„Ich habe das schon einmal angeregt und dafür viel Prügel bekommen“, sagt Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses, „ich halte das Glasverbot aber nach wie vor für eine gute Sache.“ Er unterstützt den Vorschlag der GdP und will ihn von der Verwaltung prüfen lassen: „Das ist vor allem eine Sache der Logistik.“ Schließlich funktioniere das ja an den Karnevalstagen auch.
Für nicht praktikabel hält Volkenrath die Idee, dass zu später Stunde nur noch Alkohol in geschlossenen Räumen ausgeschenkt wird: „Wir haben schon einmal versucht, ein solches Verbot nach Mitternacht zu erwirken. Das bekommen wir aber juristisch nicht durch, das müsste landesweit beschlossen werden.“
Sein Stellvertreter Andreas Hartnigk (CDU) ist ebenfalls dafür, das Glasverbot von der Verwaltung überprüfen zu lassen: „Man muss das analysieren und dann entscheiden.“ Damit allein könne das Problem der zunehmenden Aggression auf den Straßen aber nicht gelöst werden: „Das ist außerdem ein sehr großer Personalaufwand.“ Die Aufgaben müssten zudem vor allem vom Ordnungs- und Servicedienst geleistet werden. Und da stehen die Zeichen im Rathaus zurzeit eher auf Stellenabbau.
„Ein Glasverbot ist juristisch nicht durchsetzbar. Das hat man doch schon versucht“, so Isa Fiedler, die Sprecherin der Altstadtwirte. Sie schätzt auch die Lage weit weniger dramatisch ein: „Wenn es um die Sicherheit der normalen Altstadtbesucher geht, dann ist ein Glasverbot an den Wochenenden nicht notwendig.“