Konzert: Garrett bezirzt mit Brahms
Der Stargeiger gastierte mit den Festival Strings Lucerne in der ausverkauften Tonhalle.
Düsseldorf. Er wird mit großem Jubel empfangen, der Geiger David Garrett, Grenzgänger zwischen Klassik und Pop und absoluter Publikumsliebling. Den enormen Zuspruch verdankt er zwei Talenten: seiner Geigenspielkunst und ausgeprägten Entertainer-Qualitäten. In der Tonhalle muss er sich aber nun weitgehend auf seine erste Begabung, die zum Violinespielen, verlassen. Denn bis auf ein paar Gelegenheiten, dies und das ins Mikrophon zu plaudern, gibt es kein Showprogramm, sondern reine Romantik: Gleich zwei anspruchsvolle Violinkonzerte führt Garrett mit den brillanten Festival Strings Lucerne unter formidabler Leitung von Adrian Prabava auf: das populäre g-Moll-Konzert von Max Bruch und das technisch und musikalisch noch etwas schwierigere D-Dur-Konzert von Johannes Brahms.
Garrett schreibt im Programmheft, der Abend sei denen gewidmet, die zum ersten Mal ein klassisches Konzert besuchen. Kein Wunder, dass er das bei solchen Veranstaltungen sonst so verpönte Klatschen zwischen den Sätzen ganz offiziell gestattet. Der Geiger umgarnt sein Publikum mit Worten und bezirzt es mit der Musik. Seinem Mienenspiel ist abzulesen, was er mit dieser und jener Phrase gerade auszudrücken im Begriff ist so, als wolle er gerade den Neulingen beim Verstehen auf die Sprünge helfen. Beispielsweise macht Garrett an lyrischen Stellen ein ganz traumverlorenes Gesicht — wie eine Einladung zum Mitträumen.
Das wirkt etwas wie geschauspielert und ein wenig äußerlich. Und wenn Garrett die virtuosen Violinkonzerte spieltechnisch auch gut beherrscht, so fehlt seiner Interpretation am Ende doch ein Grad glaubwürdiger Innerlichkeit. Garrett findet zwar zu klanglich gereiften, emotional dichten, ja wunderbaren Momenten, doch allzu oft gerät er in den Unterhalter-Modus, den des Verkaufsleiters klassischer Musik. Es scheint zuweilen als unterschätze Garrett sein Publikum.
Verglichen mit seinen rein klassischen Kollegen Frank Peter Zimmermann, Augustin Hadelich oder Anne-Sophie Mutter erweist sich Garrett als akustisch eher unscheinbar. Im Alter von 14 Jahren hat er einst eine enorm reife Debüt-CD vorgelegt, sich aber bis heute musikalisch nur wenig weiterentwickelt.