Konzert Konzert im Zakk: Band Bilderbuch erfindet sich neu

Die Österreicher wollen ein neues Kapitel aufschlagen. Wie das aussieht, zeigten sie im Düsseldorfer Zakk.

Bilderbuch bei einem Auftritt im Juni 2017 auf der Waldbühne in Berlin. (Archivfoto)

Foto: Jörg Carstensen

Düsseldorf. Die Band, die seit 2015 Flitter ins mausgraue Antlitz deutschsprachiger Rockmusik blies und mit Schmäh, Hybrid-Pop und fabelhaftem Gitarrero Wien wieder sexy machte, hat erneut einen Paradigmenwechsel vollzogen. Nicht nur optisch. Sie nutzt ihre aktuelle Clubtournee und das Gastspiel im Zakk zur behutsamen Vorbereitung auf neue Songs und die Großhallentour 2019. Dem Austro-Bowie Maurice Ernst rutschen viel seltener seine ehemaligen Anfeuerungen wie „gemma“ heraus. Statt „grazie mille“ bedankt er sich inzwischen mit „merci beaucoup“. Und er verzichtet auf das Überstreifen eines gelben Handschuhs, was bislang das Publikum auf den Konzerthöhepunkt „Maschin“ vorbereiten sollte.

Das Quartett aus der österreichischen Hauptstadt zieht seine Verwandlung mit viel Mut und Chuzpe durch und tut vieles, was eigentlich verboten ist und gehört. Das Konzert beginnt mit einem vierminütigen Schlagzeugsolo von Philipp Scheibl, der sich zu seinem Vorteil von den Rastalocken verabschiedet hat. „Man kann auch wieder zu Virtuosität stehen“, sagt der Sänger süffisant. Ihren größten Radio-Hit „Bungalow“, der mit einem an „Eye Of The Tiger“ erinnernden Gitarren-Riff beginnt und selbst Statuen in Ausdruckstänzer verwandelt, spielen sie bereits als dritte Nummer. Andere bekannte Stücke wurden entschlackt oder dekonstruiert. Auch die Lightshow ist komplett neu.

Doch es gibt auch noch Verlässliches: Maurice bleibt ein SchlaWiener, dem jede/r sofort auf den Leim geht. Wie der Rest der Truppe ist er stets in Bewegung und im ständigen Austausch mit dem Publikum. Selbst die inflationäre Nennung der Landeshauptstadt („Düsseldorf, was für ein schöner Name…“) nimmt man ihm im alternativen Zentrum nicht übel. Auch nicht, dass er meint, zum ersten Mal in der Stadt zu sein (vor zwei Jahren spielten sie bereits beim „Open Source“-Festival).

Die Riffs des geschorenen Gitarreros klingen zwar immer noch so, als würde ein Blasorchester Fanfaren durch den Saal jagen, allerdings wurden Lautstärke und Soli-Längen gedrosselt. Auch Effektgeräte sind ihr Lieblingsspielzeug geblieben. Der optisch an einen jüngeren Bruder von Christian Ulmen erinnernde Peter Horazdovsky erzeugt Bass und Beats immer öfter am Synthesizer, und Maurice hat seine Liaison mit Stimmverzerrer Autotune längst nicht beendet.

Auch wenn das begeisterte Publikum mit den zwei neuen Songs und den geänderten Mitsingritualen manchmal etwas überfordert schien, schwelgten alle im Almdudler-Rausch. Bilderbuch haben eine neue Seite mit vielen bunten Klecksen aufgeschlagen; lassen immer noch die meisten anderen deutschsprachigen Bands wie arme Würschtl aussehen.