Als Bierbecher auf Lou Reed flogen

Der verstorbene Musiker war Stammgast in der Philipshalle und ein guter Freund von Wim Wenders.

Düsseldorf. Lou Reed konnte ein echter Dickkopf sein. Das stellte er auch in Düsseldorf unter Beweis. Bei einem Konzert in der Philipshalle vor rund 20 Jahren verzichtete er einmal auf seine Hits und spielte nur Songs aus dem aktuellen Album. Als das Publikum immer lautstärker nach „Walk on the Wild Side“ verlangte, platze Reed schließlich der Kragen.

Er stoppte die Show und schimpfte in die Menge. Nach ersten Bierbecherwürfen ging er schließlich von der Bühne. „Ich war damals total enttäuscht und bin nie wieder auf ein Konzert von Lou Reed gegangen“, erzählt jetzt ein Augenzeuge der WZ.

Doch da hat er etwas verpasst. Denn bei aller zur Schau gestellten schlechten Laune — Reed war nicht nur Dickkopf, sondern vor allem einer der ganz großen der Rock-Ära. Und auch als solchen konnten ihn die Düsseldorfer immer wieder erleben. Denn trotz des Zwischenfalls — oder vielleicht gerade deswegen — Reed kam immer wieder. Alle paar Jahre trat er in der Philipshalle auf, einige dieser legendären Konzerte sind heute noch im Internet zu sehen, zum Beispiel das Rockpalast-Konzert des WDR im Jahr 2000 (siehe Kasten).

Der Mitgründer der wegweisenden Band The Velvet Underground war also eine Art Stammgast in Düsseldorf. Doch auch auf andere Art und Weise hatte Reed lange eine Beziehung zur Stadt am Rhein. Er war ein guter Freund des Düsseldorfer Regisseurs Wim Wenders. Immer wieder steuerte er Filmmusiken zu seinen Werken bei.

Bei dem zum Teil in Düsseldorf gedrehten Film „Palermo Shooting“ mit Campino als Finn in der Hauptrolle hat Reed sogar einen kurzen Gastauftritt. In einer Szene steht Campino in einer Altbierkneipe, wählt in der Jukebox „Some Kinda Love“ von Velvet Underground aus und singt versonnen mit (sicher auch als eine Art Verbeugung des Punksängers vor dem großen Meister zu verstehen). Dann die Erscheinung: Lou Reed schwebt plötzlich im Raum, spricht einige Sätze aus dem Song mit und dann Finn direkt an.

Um Campino alias Finn einige weise Worte mit auf den Weg zu geben, reiste der New Yorker allerdings nicht leibhaftig nach Düsseldorf. Er nahm die Szene in einem US-Studio auf. Und im Gedächtnis bleiben wird der am Sonntag im Alter von 71 Jahren verstorbene Lou Reed vor allem als Musiker. Wenders sagte einst über ihn: „Besser kann Rock ‘n’ Roll nicht werden.“