Ausstellung Amaltheia im Kunstraum Das Füllhorn der Düsseldorfer Kunstszene im Neuen Kunstraum

Düsseldorf · Drei Künstler beleben den Neuen Kunstraum an der Himmelgeister Straße mit griechischer Mythologie.

Einen ausgestorbenen Mastodonsaurus präsentiert Björn Dressler im Neuen Kunstraum.

Foto: Helga Meister

„Amaltheia“ ist eine Nymphe, die in ihrem Füllhorn Nahrung im Überfluss spendet. Sie soll sogar den Gott Zeus aufgezogen haben. Nun benutzen die Künstler und ehrenamtlichen Kuratoren Katharina Maderthaner und Christian Schreckenberger diesen Mythos, um in einer großartigen Ausstellung im Neuen Kunstraum auf das Füllhorn der Düsseldorfer Kunstszene hinzuweisen. Sie haben Sonja Alhäuser, Björn Dressler und Christoph Knecht eingeladen, die die antike Kunstgeschichte neu aufbereiten.

Diese Schau von Künstlern für Künstler hat den Vorteil, dass sich die Szene angesprochen fühlt. So viele Kreative wie bei der Vernissage sah man selten. Wenn Frank Schrader von der Düsseldorf Tourismus GmbH klagt, er kenne keinen Treffpunkt der Künstler, dann möchte man ihm die Himmelgeister Straße 107 empfehlen, wo neuerdings ein anderer Wind weht.

Planeten, molekulare Kosmen und die Paläontologie sind die Themen von Björn Dressler, einem ehemaligen Meisterschüler von Alfonso Hüppi. Er liebt merkwürdige Urtiere wie den längst ausgestorbenen Mastodonsaurus, eines der größten Amphibien der Erdgeschichte. Auf einem Ölgemälde schiebt er sich über einen Felsenvorsprung am Wasser und aalt sich in der Sonne. Es ist eine Ruhe nach dem Sturm. Der Gewitterschauer ist vorüber. Das himmlische Licht streicht über den Körper des Urtieres, bescheint die phantastischen Pflanzen und bildet im Wasser leichte Strudel. Auch die Lavahöhlen, die Magmakammern und Kraterseen sind beliebte Motive Dresslers. Neueren Datums sind die Selbstporträts im Adamskostüm. Planeten- oder Periodensysteme sind Reflexe seines Chemie-Studiums, in dem er es bis zum Vordiplom gebracht hat.

Eine großartige Keramikwand von Christoph Knecht

Christoph Knecht macht mit seiner meterlangen Kachelwand Furore. 2012 hat er damit begonnen, inzwischen ist die Arbeit auf über 3000 Kacheln angewachsen, unabhängig von all den Kachelzimmern, die er in Privathäusern oder Hotels installiert. Die Arbeit an der Himmelgeister Straße nennt sich „Europa“. Er addiert nicht nur klassische Motive wie Europa auf dem Stier (mit vertauschten Köpfen für beide Figuren), sondern auch gängige Bilder aus den sozialen Netzwerken. Was ihn interessiert, sind vor allem die politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse, mit denen Europa andere Kontinente geprägt hat. So sei Europa maßgeblich an den Problemen in Afrika beteiligt, zogen doch die Kolonialmächte einst willkürliche Grenzen ohne Rücksicht auf kulturelle Zugehörigkeit zu Stämmen und Religion. Auch der Wohlstand Europas wird auf dem Rücken der Dritten Welt ausgetragen. Auf seinem Bilderfries sticht eine überproportionale Rettungsweste ins Auge, die der Künstler mit der rhetorischen Frage verbindet, warum wohl so viele Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken?

Christoph Knecht bearbeitet die Rohlinge, indem er sie glasiert, brennt und bemalt. Die Arbeit ist eine Hommage an den neuen Kunstraum, denn die Kacheln sind einzeln aufgeklebt und müssen nach der Ausstellung vom Kleber abgestochen werden, bevor sie verpackt und eingelagert werden.

Heiterer und unbeschwerter ist das, was Sonja Ahlhäuser präsentiert. Die Meisterschülerin von Schwegler ist bekannt für ihre barock-vergänglichen Genussfreuden. So bietet sie einen Brunnen aus Spezialmargarine, weißer Schokolade und Rotwein, den jedermann trinken kann. Eine sehr gastfreundliche Arbeit also. Aus Margarine sind auch die Amoretten geformt, die sechs Performer mit weißen Perücken und silbrigen Kleidern kredenzten, um sie anschließend an die Wand zu klatschen. Je nach Kraft der Performer zerschellten die Figuren blieben kleben.

Info:  Himmelgeister Straße 107, bis 1. Dezember, Donnerstag + Freitag 15–20 Uhr, Samstag + Sonntag 14–18 Uhr