Ausstellung: Die Kunst des Spinnens
„Crossroads“ heißt die Ausstellung junger Künstler aus Belgien und Holland in der Tunnelröhre.
Düsseldorf. In Düsseldorf kümmern sich viele Institutionen um den künstlerischen Nachwuchs, so dass es immer schwieriger wird, Talente neu zu entdecken. Gertrud Peters, Leiterin von KIT (Kunst im Tunnel), weicht daher vermehrt auf andere Städte und Länder aus.
Unter dem Titel „Crossroads“ (Straßenkreuzung) lädt sie Künstler aus Belgien und den Niederlanden ein. Die Auswahl übernimmt sie nicht selbst, sondern überträgt sie auf eine Meisterschülerin der Kunstakademie, Felicitas Rohden. Im Schneeballsystem holt die 27-Jährige ihre Generation ins Haus. Das heißt, der Nachwuchs betreut und vernetzt sich selbst.
KIT liegt in einer Röhre zwischen den beiden Rheinuferstraßen und läuft zu beiden Enden hin spitz zu. Wer in diesen Kopfenden ausstellen darf, gilt als Favorit. Die Wahl fiel auf Ives Maes, der zahlreiche Pavillons auf Weltausstellungen im Bild festgehalten hat. Er machte vier Aufnahmen der Fassade des britischen Pavillons auf der Expo 2010 in Shanghai, baute sie im Computer zusammen und erzeugt nun einen Gummilinsen-Effekt — der Raum scheint sich am Kopfende zu biegen.
Anouk Kruithof jagt sein Fotoarchiv im Video durch den Reißwolf, so dass die Bilder der vergangenen zehn Jahre geschreddert werden und sich in Schnipselberge verwandeln. Bei Fia Cielen bewegt sich etwas. Die Künstlerin hat eine lebendige Spinne in ihr Terrarium gesetzt. Nun soll sich das Tier im besten Sinne vernetzen, die kärglichen Äste umgarnen und selbst ein neues Kunst- und Lebenswerk schaffen. Eine geradezu rührende Arbeit.
Das einzige im herkömmlichen Sinn klassische Kunstwerk stammt von Rinus van de Velde. Seine großformatigen Kohlezeichnungen imponieren allein schon durch sein handwerkliches Können. Er zeigt sein Alter Ego mit irritierender Staubmaske, einen weiblichen Rückenakt, der im Angesicht von Blumen zu schweben scheint, und einen bärtigen Museumsmann.
Das Bildmaterial holt er sich aus dem Internet und verarbeitet es zu einer Schwarz-Weiß-Malerei. Das große Format erleichtert es dem Betrachter, Beziehungen zu diesen fremden Figuren aufzubauen.