Bühne: Ein Platz zum Träume teilen
Das Forum Freies Theater feierte sein zehnjähriges Bestehen mit „She She Pop“.
Düsseldorf. "Share your dreams" - teilt eure Träume! Unter diesem Motto feiert das Forum Freies Theater sein zehnjähriges Bestehen. Denn ohne Träume und Visionen wäre eine gemeinsame Theaterarbeit unmöglich, sagt die Leiterin Kathrin Tiedemann.
Sie strahlte an diesem Abend trotz ihrer Fußverletzung und schwang sich mit Krücken geradezu artistisch auf die Bühne der Kammerspiele hinauf, um die anwesenden Kulturpolitiker und Kollegen zu begrüßen, die das Haus komplett füllten.
Ein Traum war es vor über zehn Jahren, so zeichnete Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff die Entstehungsgeschichte nach, in Düsseldorf ein Theaterhaus zu etablieren, in dem die freie Szene aufblühen würde.
Diese war damals skeptisch, denn man nahm ihr das Theaterhaus an der Prinz-Georg-Straße weg, um daraus eine Musikschule zu machen. Man nahm ihr auch die autonome Selbstverwaltung, als man Niels Ewerbeck damit beauftragte, im Juta und in den Kammerspielen ein Forum für Freies Theater zu leiten.
Das sollte den Düsseldorfer Theaterschaffenden einen Raum bieten, aber auch anregende Produktionen aus dem In- und Ausland nach Düsseldorf bringen. Das heimliche Vorbild war die Kampnagelfabrik in Hamburg, von dort kam Kathrin Tiedemann nach fünf Jahren, als sich Ewerbeck nach Zürich verabschiedete.
Heute darf sich das FFT durchaus mit den anderen großen Theaterhäusern in Europa vergleichen, als "Kompetenzzentrum für freie Theaterarbeit", wie Kulturdezernent Hans-Georg Lohe es lobend titulierte.
Die meisten Aufführungen, die hier zu sehen sind, sind Koproduktionen mit den anderen Theaterhäusern. Netzwerken ist also die Kernaufgabe des Leitungsteams des FFT. So gesehen kann man eine Art Globalisierung des Freien Theaters feststellen.
Der Vorteil: Wir bekommen in Düsseldorf die Innovationen der Theaterwelt zu sehen. Vielleicht ein Nachteil: Von den Theatergruppen aus Düsseldorf war am Jubiläumsabend kaum die Rede.
Kann es sein, dass sie bei den Visionen des FFT aus dem Fokus geraten sind? Einheimische Kreativität wird zwar auch gefördert, aber dort liegt der Schwerpunkt auf der Arbeit mit Jugendlichen.
Eine frei im deutschsprachigen Raum schwebende Gruppe war es denn auch, die das theatralische Geburtstagsständchen bringen durfte. "She She Pop", ein Trupp begnadeter Improvisatoren, nahm sich in "Traumfabrik" der Zuschauerträume an. Der ironische Ansatz: Träume sind verworren, peinlich und ohne kluge Dramaturgie.
Die Produzenten der Traumfabrik schaffen hier Abhilfe. Wer sich auf die Bühne wagt, um seinen Traum kundzutun, dem wird ein professionelles Traum-Coaching versprochen.
Die Idee ist witzig und voll schillernder Bedeutung: Kreativität bedarf der professionellen Aufrüstung, einfach nur so vor sich hinträumen gilt nicht! Sonst bleibt es eine "Nebenspielstätte für Komplexe".
Ob es echte "Zuschauer" waren, die schließlich auf die Bühne gingen und in ihren eigenen Träumen mitspielten? Das Ganze kam eher als netter Fake über die Rampe, ein bisschen Kindergeburtstag - schließlich ist das FFT ja erst zehn Jahre alt.
Aber auch die Kleinen haben große Wünsche, Kathrin Tiedemann sprach ihren dringendsten aus: Die Kammerspiele seien für zeitgenössisches Theater nicht sonderlich geeignet. Ob man darüber vielleicht mal ins Gespräch kommen könne?