Der Musiklehrer der Nation
Justus Frantz und die Philharmonie der Nationen beenden ihre Neujahrstournee in Düsseldorf.
Düsseldorf. Er ist der Guido Knopp der Musik, der Pianist, Dirigent und Klassik-Showmaster Justus Frantz. Avancierte der eine durchs Fernsehen zum "Geschichtslehrer der Nation", unterrichtet der andere breite Publikumsschichten in Sachen klassischer Musik. Noch immer lockt Justus Frantz mit seiner Philharmonie der Nationen ein breites Publikum in die Konzertsäle, doch ganz ausverkauft war die Tonhalle nicht.
Vielleicht sitzt der Musiker mittlerweile zwischen den Stühlen. In Zeiten des kulturellen Spagats ist er den Massen wohl zu anspruchsvoll und den Bildungsbürgern nicht elitär genug. Als wirklich großen Dirigenten kann man den Fernsehliebling zwar nicht bezeichnen, doch in der heutigen Ermangelung bedeutender Pultstars, fällt Justus Frantz auch nicht besonders ab.
Er gehört jedenfalls zu den ganz wenigen klassischen Künstlern, denen es gelingt, musikalisch eher wenig informierten Besuchern ein anspruchsvolles Orchesterstück wie den "Don Juan" von Richard Strauss nahezubringen. "Ich soll Sie von Richard Strauss grüßen", ruft er (ohne Mikrophon auskommend) ins Publikum. Anhand von kurzen Ausschnitten erläutert er auch inwiefern: "Er wünscht Ihnen Glück" - es erschallt der jubilierende Beginn des Stücks, "Liebe" - nun folgt eine hochemotionale Stelle für Oboe und Streicher, und "Mut" - die Hörner intonieren einen triumphalen Hymnus.
Dann ist erst mal Schluss mit dem kühnen Spätromantiker Richard Strauss, und Justus Frantz macht weiter mit dem populären Fast-Namensvetter und Walzer-König Johann Strauß. Die effektvolle Fledermaus-Ouvertüre stiebt rasant dahin. Erst dann mutet uns Frantz schwerere Kost des frühmodernen Richard Strauss zu, eine Romanze für Cello und Orchester sowie die virtuose "Burleske" für Klavier und Orchester. Erst als Schlussstück vor der Pause erklingt der "Don Juan" in voller Länge.
Nebenbei erfährt der Besucher, wie unterschiedlich Strauß und Strauss doch sind. Ein Walzer-Freund könnte mit Richard böse Überraschungen erleben, denn dort gibt es nur im Ausnahmefall mal einen beschwingten Dreivierteltakt und ansonsten hochkomplexe, glanzvoll instrumentierte Orchestermusik. Frantz dirigiert sehr klar strukturiert, wenn auch etwas glatt und ohne besondere Finesse. Sehr begabte Solisten bringen aber dann doch noch die eine oder andere Verfeinerung ins Spiel.
Das Konzert endet mit Frantz’ satirischen Ankündigungen für das Jahr 2009. Da bleibt auch die Finanzkrise nicht ausgespart. Und als Musik dazu gibt es von Johann Strauß den im Titel leicht geänderten Walzer "Seid verschwunden Millionen". Ein Abend gehobener Unterhaltung.