Dirigent Aziz Shokhakimov besteht die Feuerprobe

Der 29-Jährige Kapellmeister der Rheinoper überzeugt bei den Salzburger Festspielen.

Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Gerade wurde Aziz Shokhakimov in der voll besetzten Felsenreitschule in Salzburg stürmisch bejubelt, da wird der 29- jährige Dirigent wieder unruhig: „Jetzt muss ich schnell zu meiner Familie, die in Taschkent auf mich wartet.“ Aziz, seit drei Monaten Vater des Sohnes Malik, hat gerade das erste Mal in seinem Leben ein Konzert bei den Salzburger Festspielen geleitet, er dirigierte das Radio-Symphonieorchester Wien (RSO). Über den Jubel und den spontanen Applaus des Orchesters für ihn danach ist er erleichtert. Der junge Dirigent hat die Feuerprobe bestanden. Und ist glücklich darüber, dass sich einen Kindheits-Traum erfüllt hat. „In meiner Kindheit in Taschkent habe ich ein Buch über Herbert von Karajan gelesen. Und meinen Eltern geschworen: Eines Tages trete ich bei den Salzburger Festspielen auf.“ Jetzt sei der Traum Wirklichkeit geworden.

Bereits 2016 gewann Shokhakimov den Young Conductors Award, den die Salzburger Festspiele und einer der Hauptsponsoren ausschreiben. Und hatte sich gegen mehr als 100 Mitbewerber aus der ganzen Welt durchgesetzt. Das Preisträgerkonzert Samstag in der Felsenreitschule war Teil des Preises. Vor seiner Künstler-Garderobe warteten Intendanten, Agenten und Konzert-Manager. Darunter auch Matthias Schulz, der künftige Chef der Berliner Staatsoper „Unter den Linden“. Er gratulierte ihm und sagt: „Machen Sie aber auch in der Oper weiter!“ Ein Satz, der Aziz ermutigen soll.

Tatsächlich hat der gebürtige Usbeke, der mit seiner Frau seit über einem Jahr in Düsseldorf wohnt, einige Pläne für die kommende Saison. In der Rheinoper stehen u.a. „Der Fliegende Holländer“, „Turandot“ und „Madame Butterfly“ auf seinem Programm. Und im italienischen Bologna acht Vorstellungen von Puccinis „Tosca“. Für die Tonhalle, wo er kürzlich das erste Mal ein „Sternzeichen“ (Abonnements-Konzert) dirigiert hatte, sei in der nächsten Spielzeit zunächst kein Auftritt geplant.

Das wird sich demnächst vermutlich verändern, denn in Salzburg wie am Rhein sind Orchestermusiker, Publikum und die meisten Kritiker begeistert von seiner leidenschaftlichen Art zu dirigieren. In Vorbereitung auf das Preisträger-Konzert hatte er nur drei Proben mit dem RSO in Wien absolviert. Neben Dvoraks h-Moll-Cellokonzert leitete er Prokofjews fünfte Symphonie.

„Ich habe sie zuvor noch nicht nie aufgeführt“, sagt er. Wie man es von seinen Düsseldorfer Auftritten kennt, so besticht er auch hier bei den massiven Orchester-Ballungen durch seine präzisen, zupackenden und wuchtigen Einsätze. Tempo und Dynamik drosselt er a bissel, wegen der Akustik, die in Salzburgs weitläufiger Felsenreitschule mit Arkadengängen bei reinen Orchesterkonzerten problematisch sein kann.

Gestern muss Aziz früh aufstehen, um das erste Flugzeug nach Düsseldorf zu bekommen. Zum Koffer packen. heute geht’s von Frankfurt nach Taschkent. „Ich habe meine Familie seit zehn Tagen nicht gesehen.“

Konzert vom ORF mitgeschnitten. Zu hören auf Ö1: 24. Augzust, 19.30 Uhr.