Düsseldorf Festival Manege frei für die Strick-Akrobaten

Service | Düsseldorf · Klassische und experimentelle Produktionen von Tanz bis Musik machen das Düsseldorf-Festival einzigartig. Ein Blick ins Programm.

Das Düsseldorf-Festival ist fester Bestandteil der Kulturszene in der Landeshauptstadt. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Seit wann gibt es das Festival?

Vor 33 Jahren gründeten die Musiker Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen den Düsseldorfer Altstadtherbst. Mit dem immer weiter wachsenden überregionalen Interesse und den über die Stadt verteilten Spielstätten wurde die Veranstaltung vor einigen Jahren dann als neue Marke Düsseldorf-Festival erfolgreich positioniert. Die künstlerischen Leiter haben ihr Herzensprojekt dank sehr vieler Unterstützer und Sponsoren gut durch die schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie gebracht. Heute operiert das Festival wieder mit voller Kraft.

Wo sind die Spielstätten?

Zentrum des Festivals ist das Theaterzelt am Burgplatz, dort finden alle größeren Produktionen statt. Daneben gibt es Veranstaltungen in Kirchen (Andreaskirche, Neanderkirche, Johanneskirche, Lutherkirche), im Haus der Universität, in der NRW-Bank, auf dem Skydeck des Sign-Gebäudes im Hafen und in weiteren Räumen.

Wer eröffnet das Festival?

Zum Auftakt zeigt der Cirkus Cirkör an drei Abenden seine 2013 entstandene Show „Knitting Peace“. Ein Kosmos aus gigantischen Garnknäueln, feinen Fäden und sperrigen Knoten wird zur Manege für fünf Akrobaten, die ihre Körper als Strick- und Häkelnadel einsetzen. Phänomenal, dass aus dem ursprünglichen Aufruf „Stricken für den Frieden“ eine globale Bewegung erwuchs, Tausende selbstgestrickte Stücke gehen bei der Truppe ein. Als einer der ersten Veranstalter haben die Festival-Intendanten den Zirkus als Kunstform entdeckt und gefördert. 6. bis 9. September im Theaterzelt.

Welches Highlight ragt heraus?

Stolz ist man auf die Rückkehr der kanadischen Stammgäste „Les 7 Doigts“ (die sieben Finger). In „Duel Reality“ greift die Formation aus Mon­treal die Geschichte von Romeo und Julia auf. Es entspinnt sich ein Wettkampf, bis aus dem Spiel bitterer Ernst wird. Die Idee zu dieser Deutschlandpremiere schöpften die Artisten aus Erfahrungen ihrer Auftritte auf Kreuzfahrtschiffen. Theaterzelt, 21. bis 23. September.

Sind weitere Deutschland-Premieren dabei?

Mehrere, darunter ein Newcomer aus dem Genre Urban und Street Dance. Die Company MEK von Choreograf Muhammed Kaltuk illustriert mit „Father Politics“ einen flammenden Appell des Unbehagens an die Politiker. Sie demaskiert deren Posen und stellt sie an den Pranger – am 15. und 16. September im Theaterzelt am Burgplatz.

„Prélude“ von der Compagnie Accro­rap mit Kader Attou, einem Urvater des Urban Dance, ist die Bühnenversion eines Spektakels, das sonst auf Plätzen und Straßen Südfrankreichs zu erleben ist. 19. und 20. September, Theaterzelt.

Auch „Love Endureth“, ein Programm des legendären Oktetts Voces 8 rund um das Thema Liebe, ist erstmals in Deutschland zu sehen, am 23. September in der Johanniskirche.

Was sind die musikalischen Glanzlichter?

Dazu gehört sicher eine erneute Kooperation des Festivals mit dem Podium Esslingen. Das Ensemble Reflektor spürt bei „Fuel“ der Frage nach: Wie klingt der Klimawandel? Christiane Oxenfort sagt: „Er kommt auf leisen Sohlen, aber seine Auslöser sind ohrenbetäubend laut. Man wird apokalyptische Maschinenmusik hören.“ Am 9. September bei Kuh, Kunst und Haltung.

Schon Tradition ist die Reihe „Oper im Duo“. Diesmal gestalten der Geiger Mathieu van Bellen und Pianist Mathias Halvorsen die konzertante Version von „Salome“, der Text läuft mit. 14. September, Haus der Universität.

Klingt im ersten Moment recht schräg: Bei „1 x Mozart-Requiem inklusive Mehrwertsteuer“ führt das Rothko String Quartett die berühmte Totenmesse mit der Tatsache der immer teurer werdenden Beerdigungskosten zusammen. 13. September, Neanderkirche.

„Die Schöpfung“, interpretiert von der Johanneskantorei, steht nicht für sich allein. Haydns Werk erklingt im Dialog mit einer Fotoserie von Stephan Kaluza. 16. September, Johanneskirche.

Wo bleiben Wort und Musik?

Der beliebte Hörabend mit Musikredakteur Wolfram Goertz nimmt diesmal „Eine kleine Putzmusik“ ins Visier. Termine: 10. und 11. September, Neanderkirche. Ebenfalls Stammgäste sind der Schauspieler Matthias Brandt und der Pianist Jens Thomas. Ihre fünfte Wort-Musik-Collage widmet sich Elixieren aus E.T.A. Hoffmanns Geschichte „Die Bergwerke zu Falun“, Termin am 24. September im Theaterzelt.

Wer markiert den Schluss?

Der letzte Abend gehört der ukrainischen Band Dakha Brakha, die ihre Weltmusik liebevoll als „Ethno-Chaos“ bezeichnet. Das traditionell gekleidete Quartett experimentiert mit alten Volksliedern aus seiner Heimat und mischt sie unbekümmert mit Rhythmen aus den Genres Rock und Pop. Termin ist der 25. September im Theaterzelt.