Kultur Kompakt Strahlender Sopran, professioneller Chor

Düsseldorf · „Matthäuspassion“ in der Johanneskirche.

In der Johanneskirche wurde am Karfreitag die Matthäuspassion gegeben. 

Foto: Christian Herrendorf

Das „Ostermusikfest ChamberJam 2019“ in der Johanneskirche, der evangelischen Stadtkirche von Düsseldorf, widmet sich unter dem Titel „Nordlicht“ in diesem Jahr schwerpunktmäßig skandinavischen Komponisten. Um den Rahmen nicht zu eng zu spannen, hat die künstlerische Leiterin Priya Mitchell auch zwei deutsche Komponisten zugelassen, Johannes Brahms und Johann Sebastian Bach.

Eröffnet wurde das Festival am Karfreitag mit Bachs „Matthäuspassion BW 244“. Die Logistik dieses dreistündigen Mammutwerkes lag in den Händen des Johanneskantors Wolfgang Abendroth, der mit seinen beiden Chören, der Johanneskantorei und dem Düsseldorfer Kammerchor, sowie den Kindern und Jugendlichen der Akademie für Chor und Musiktheater und der Clara-Schumann-Musikschule (Einstudierung Justine Wanat), und schließlich dem Orchester, genannt „ChamberJam-Ensemble“ eine Meisterleistung an Klang, Koordination, Zusammenhalt und Interpretation hinlegte. Der räumliche Stereo-Effekt, der durch die von Bach komponierte Teilung von Chor und Orchester in doppelte Klangkörper bei der Leipziger Uraufführung ermöglicht wurde, konnte hier durch die kompakte frontale Aufstellung des Klangkörpers zum Publikum leider nicht erzielt werden. Dennoch war der musikalische Eindruck dieser Karfreitags-Aufführung großartig. Ein professionell geschulter Chor mit ausgewogenen Stimmen und einem strahlenden Sopran meisterte die dramatischen wie die kontemplativen Anforderungen mit Präzision, klanglicher Vielschichtigkeit und chorischer Geschlossenheit. In den meisten Chorälen nahm Abendroth ein recht zügiges Tempo, obwohl diese Kirchenlieder ursprünglich als (vermutlich getragener)  Gemeinde-Gesang konzipiert waren. Er blieb im Tempo konsequent mit Ausnahme des letzten Choralgesangs „Wenn ich einmal muss scheiden“, dessen langsames und innig gesungenes Tempo durch diese Einmaligkeit besonders eindrucksvoll wirkte.

Die sechs Gesangs-Solisten, Katharina Leyhe (Sopran), Elvira Bill (Alt), Markus Francke, (Tenor, Evangelist), Patricio Arroya, (Tenor), Dmitri Vargin (Bass) und Thomas Kildisius (Bassbariton, Jesusworte) zeigten hohe stimmliche Qualität, wechselten manchmal ihren Standort, um mitten im Orchester intensiveren Kontakt zu den Musikern zu haben.

Das Festival-Orchester glänzte in jeder Situation, im Gesamtklang, im Continuo und im Solistischen. Herausragend die Arie „Erbarme dich, mein Gott“, die als einfühlsamer Dialog zwischen erster Geige (Priya Mitchell) und der Altistin Elvira Bill ein berührender Moment einer insgesamt hervorragenden Gesamtleistung aller Musiker war. Am Ende herrschte lange Stille, ehe sich der begeisterte Applaus entlud.

Günter Schultz