Oper Geisterritter-Premiere mit Rheinopernneuling David Fischer

Düsseldorf · Der junge Tenor singt den Jon in James Reynolds´ Jugendoper und wechselt in das Düsseldorfer Opernensemble.

Tenor David Fischer ist neu im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein und singt in der Düsseldorfer Premiere von „Geisterritter“.

Foto: Andreas Endermann

Das neue Ensemble-Mitglied der Deutschen Oper am Rhein, der Tenor David Fischer, möchte nicht, dass man erfährt, wie alt er wirklich ist. Der sonst so offene und kein Blatt vor den Mund nehmende Sänger gibt sich, was das anbelangt, bedeckt. Auf Anraten seines Freiburger Lehrers Reginaldo Pinheiro – vielleicht um ein bisschen unnahbarer, etwas enigmatischer zu wirken? Aber gerade seine junge, jugendlich forsch und vielleicht sogar etwas pennälerhaft wirkende Ausstrahlung passt ganz wunderbar zu der Rolle, mit der er schon in Bonn und Duisburg zu erleben war und mit der er in Düsseldorf seine Spielzeit beginnen wird.

Er singt den jungen Jon in der Jugendoper „Geisterritter“ von James Reynolds nach einem Kinderbuch von Cornelia Funke. Jon – einen Jungen, der beginnt, Geister zu sehen und gemeinsam mit seiner Freundin Ella und der zum Leben erwachten Statue des Ritters William Longspee den Kampf gegen einen untoten Feind aufzunehmen versucht. Eine Geschichte, inszeniert mit viel Theaterzauber von Erik Petersen, als Kooperationsprojekt im Rahmen von Junge Opern Rhein Ruhr – das sind die neben Düsseldorf/Duisburg, Bonn und Dortmund –, das in Bonn zuerst zu sehen war.

Fischer wünscht sich, zukünftig große Mozartrollen zu singen

In Bonn war Fischer zwei Jahre lang im Ensemble und wechselt nun nach Düsseldorf. Dass Fischer die Rolle, die für ihn nach eigener Aussage stimmlich keine große Herausforderung sei, nach Duisburg nun auch bei der Premiere in Düsseldorf am 20. September verkörpern wird, beweist aber, dass er den speziellen Herausforderungen von Musiktheater für junge Menschen hervorragend gewachsen scheint. Denn dort – ohnehin gebe es viel Bewegung in der Hauptrolle, die während des gesamten Werkes omnipräsent ist – geht es nicht nur um sicheres und mitreißendes Singen, sondern auch um schauspielerische Durchdringung; wenngleich er behauptet, gar nicht ein so guter Schauspieler zu sein.

Fischer, der sich gut vorstellen kann, zukünftig die großen Mozartrollen zu singen, ist jemand, der Dinge beim Namen nennt, kein Blatt vor den Mund nimmt, auch wenn es darum geht zu formulieren, was er will und was nicht. Ungeniert etwa spricht er ganz subjektive Urteile über die Qualität von Kompositionen oder beschreibt seine Sicht auf spezifische Besonderheiten des Sängerdaseins.

So war es nicht von Anfang an klar, dass seine Laufbahn ihn zur Oper bringen würde. Fischer stammt aus einer sehr musikalischen Familie, seine Großmutter war die Altistin Marga Höffgen, sein Großvater Theodor Egel, Begründer des Freiburger Bachchors. Doch zunächst sollte er Violine lernen. Indes zeigte er sich auch offenbar schon als Junge als ausgesprochen selbstbewusst und lehnte das Geigenspiel schließlich ab und entschied sich für den Gesang, sang im Bachchor; wurde scheinbar durch diese Phase stark geprägt. Denn: Für ihn steht Bach an erster Stelle. Ohnehin betont er, dass für ihn das Lied und Konzerte genauso wichtig seien wie seine Arbeit als Opernsänger. Lediglich ein Drittel seiner sängerischen Tätigkeit wolle er dem Opernbetrieb widmen, die beiden anderen Drittel gehören dem Konzert und dem Lied.

Dass er sich dann schließlich doch dazu entschieden hat, fest in ein Ensemble zu gehen, mit allen Zwängen und Regeln, mag überraschen. Zunächst konnte er sich auch kaum vorstellen, Opern zu singen. Heute sagt er allerdings: „Ich liebe die Oper“. Erst sein Lehrer überzeugte ihn, dass Oper auch ein integraler Bestandteil einer Gesangskarriere sein müsse und bei der Entwicklung der Stimme helfe. So ließen sich Fallstricke vermeiden, in die vielleicht Kollegen tappen könnten, die ohne Opernerfahrung sich auf ein barockes Konzertfach spezialisieren und Gefahr liefen, stimmlich zu schmal zu werden, erläutert Fischer.

Hört man ihn aber darüber sprechen, wie leicht es ihm falle, etwa Nebenrollen stante pede abzusingen, ohne große Vorbereitung, so braucht man sich um seine stimmliche Entwicklung keine Sorgen zu machen. Es gibt bei jungen Sängern, die sich für eine Opernlaufbahn entscheiden, durchaus Raum für so manche offensichtliche oder auch weniger offensichtliche Gefahr. Eitelkeit, zu schnell zu große Rollen singen zu wollen oder sich einreden zu lassen, über die Möglichkeiten der Stimme zu singen, Ängste oder auch schlicht zu viel Routine. All dies scheint bei Fischer keine Rolle zu spielen. Lampenfieber kenne er nicht, reflektiert ist er und nicht zuletzt besteht bei ihm kein Verdacht auf zu viel Routine. Denn neben seinen Ensemble-Rollen in Bonn, zu denen etwa Don Basilio oder Monostatos zu zählen waren, um bei Mozart zu bleiben, war er etwa auch mit René Jacobs und dem Freiburger Barockorchester als Don Ottavio in Don Giovanni auf Asien-Tournee.

An der Rheinoper wird man ihn neben „Geisterritter“ zunächst als Steuermann im Fliegenden Holländer, als Tybalt in Roméo et Juliette, als 1. Philister in „Samson et Dalila“ und als Dritter Jude in Salome erleben können.

Düsseldorfer Premiere „Geisterritter“ (empfohlen ab 10 Jahren), 20. September,  18 Uhr, Opernhaus Düsseldorf (Heinrich-Heine-Allee). Informationen und Karten online unter: