Ein Bankett zum Abschied für Ulrike Groos
Leiterin Ulrike Groos ist auf dem Sprung nach Stuttgart. Im Interview spricht sie über das Potenzial der Düsseldorfer Szene.
Düsseldorf. Die Kunsthalle sollte unter dem damaligen Kulturdezernenten Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff verkauft werden. Nach dem Aufstand der Künstler durfte sie fortbestehen. Die WZ sprach mit Ulrike Groos, die das Haus sieben Jahr lang leitete.
Ulrike Groos: Die Kunsthalle war immer ein Ort der Künstler und sollte dies auch bleiben.
Groos: Sie ist ein offenes Forum für zeitgenössische Kunst und sie schlägt eine Brücke von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Wir zeigten außergewöhnliche Themen-Ausstellungen wie "Daumenkino", "Tauchfahrten-Zeichnung" und interdisziplinäre Projekte.
Groos: Es geschah das, was sich jedes Haus wünscht: Der Zugewinn eines anderen, zusätzlichen Publikums.
Groos: Weil es nicht um leicht bekömmliche Freizeitgestaltung geht. Im übrigen spiegeln die Zahlen nicht wider, wie viele Menschen beispielsweise die Ausstellung zu Gerry Schum gesehen haben. Rechnen wir die fünf Nachfolgestationen quer durch Europa hinzu, so waren es 200 000 Besucher. Das ist ein großer Erfolg.
Groos: Palermo war ein gemeinsames Projekt. 2010 wird die Broodthaers-Ausstellung zur Quadriennale auch in allen Räumen stattfinden. Ansonsten sind wir zwei eigenständige Institute.
Groos: Für Ausstellungen mit hohem wissenschaftlichem Anspruch und mit Werkverzeichnissen müssen wir langfristig planen. Wir brauchen auch Zeit zur Akquise zusätzlicher Gelder. Aber wir sind flexibler als die Museen.
Groos: Ich halte nicht viel vom Entdecker-Mythos, aber wir freuen uns, wenn man durch uns auf junge Künstler wie Rosa Barba, Jeanne Faust, Henriette Grahnert, Bernd Ribbeck, Jana Gunstheimer, Martin Pfeifle, Jürgen von Dückerhoff und Sandra Boeschenstein aufmerksam wird und wenn ältere Künstler wie Ruppersberg und Meuser Anerkennung erhalten.
Groos: Im Künstlerverteiler der Stadt sind 1800 Künstler. So etwas findet man in kaum einer anderen Stadt. Diese Szene hat die Kunsthalle gerettet. Das Kunstklima ist unverwechselbar.
Groos: Wir haben einen Gesamtetat von rund einer Million Euro, einschließlich aller Fix- und Personalkosten. Der Ausstellungsetat liegt bei 300 000 Euro im Jahr, darin sind jedoch die Löhne der Auf- und Abbau-Helfer enthalten. Wir haben immer zusätzliche Gelder akquiriert, was in Düsseldorf gut funktionierte.
Groos: Daniel Spoerri hat hier 1970 seine Eat Art Galerie gegründet. Der künstlerische Umgang mit Nahrung scheint heute aktueller denn je, vor dem Hintergrund von Überfluss und Hunger, Globalisierung und genmanipulierten Nahrungsmitteln, Gesundheitswahn und Fast Food, Koch-Shows und Konsumkritik. Ein kleiner historischer Teil gilt Spoerri, der eines seiner legendären Bankette ausrichten wird.