Ein verlorener Sohn auf Besuch

Zum 75. Geburtstag von Dieter Forte las Elke Heidenreich aus seinen Werken vor.

Düsseldorf. Man möchte am liebsten schützend den Arm um ihn legen und ihn fortführen - fort von den lobenden Worten und den bewundernden Blicken, die alle auf Dieter Forte gerichtet sind. Dem 75-jährigen Autor ist die Situation sichtlich unangenehm. Doch er weiß: "Die machen das gern. Darum ist das schon in Ordnung."

Die - das sind die Besucher, die am Dienstagabend den Palais Wittgenstein an der Bilker Straße bis zum letzten Platz besetzt haben, die Lobredner von Heine-Institut, Heine-Gesellschaft, Dieter-Forte-Gesamtschule - und Elke Heidenreich. Sie liest Auszüge aus Fortes "Tetralogie der Erinnerung" vor. Nun umarmt sie den gebürtigen Düsseldorfer, Tränen der Rührung unterdrückend.

Das Verhältnis ist herzlich, dabei treffen sie sich nach fast 40 Jahren Briefkontakt zum ersten Mal. "Für mich ist Dieter Forte einer der wichtigsten Autoren Deutschlands", sagt Heidenreich. Einer, der noch nicht die Würdigung erfahren habe, die ihm gebühre. Auch aus diesem Grund habe sie nicht gezögert, als das Heinrich-Heine-Institut sie bat, zum 75. Geburtstag Fortes aus seinen Werken vorzulesen.

Es sind die Worte Fortes, die auch einen Profi-Leser wie Heidenreich begeistern: "Er schildert die Grausamkeit des Krieges, wie es bei keinem anderen Autor der Fall ist." Gleichzeitig komme die menschliche Wärme nie zu kurz. Die Zuschauer lauschen derweil konzentriert, wenn sie an diesem lauen Sommerabend auch einige fröhliche Auszüge vorliest.

Viele schätzen neben Fortes Sprache auch dessen Bindung zu seiner alten Heimat Düsseldorf. Die Schauplätze, von denen er erzählt, sind ihnen vertraut.

Forte, der seit fast 40 Jahren in Basel lebt, kehrt gern nach Düsseldorf zurück: "Ich fühle mich mit der Stadt sehr verbunden." Aber er erinnert sich auch an die Zeit, als man es ihm schwer machte: "Während man sich hier nicht traute, mein Theaterstück über Luther und Münster aufzuführen, empfing man mich in Basel mit offenen Armen. Heute kehre ich heim wie der verlorene Sohn." Doch wäre er nicht gegangen, gebe es die "Tetralogie" wohl nicht: "Wenn ich hier geblieben wäre, hätte ich das nie geschrieben." Erst durch die Entfernung, seien ihm viele Dinge bewusst geworden.

Seine wahre Heimat, so hat er aber einmal gesagt, habe er in der Sprache gefunden. Und so wird er sich beeilen, schnell wieder dahin zurückzukehren, wo sich der bescheidene Autor am wohlsten fühlt - an seinen Schreibtisch.