Franzosenzeit: Der Kult um den kleinen Korsen
Auch in Düsseldorf hinterließ Napoleon Spuren und prägte die ganze Region.
Düsseldorf. "Nachlässig, fast hängend, saß der Kaiser, die eine Hand hielt hoch den Zaum, die andere klopfte gutmüthig den Hals des Pferdchens - Es war eine sonnigmarmorne Hand, eine mächtige Hand, eine von den beiden Händen, die das vielköpfige Ungeheuer der Anarchie gebändigt und den Völkerzweykampf geordnet hatten...".
Der, der später mit diesen Worten den Einzug Napoleons in Düsseldorf am 3. November 1811 beschreiben wird, stand damals staunend in der Allee des Hofgartens und war gerade 13 Jahre alt. Sein Name: Harry Heine.
Auch als er später den Vornamen Heinrich annimmt, wird er den französischen Kaiser weiterhin verehren - wie so viele andere Menschen im Rheinland. Um Bonaparte gab es einen regelrechten Kult, wie zeitgenössische Gemälde, Stiche und Statuen beweisen, die den kleinen Korsen in Heldenpose zeigen. Beinahe 20 Jahre, von 1794 bis 1813/ 14 währte die "Franzosenzeit" im Rheinland.
Wie nachhaltig die Region davon geprägt wurde, weisen Kerstin Theis und Jürgen Wilhelm in "Frankreich am Rhein" nach. Die beiden Herausgeber sowie 15 weitere Autorinnen und Autoren beleuchten die Einflüsse der Eroberer aus den verschiedensten Blickwinkeln. Von Sprache und Recht über Wirtschaft und Literatur bis hin zu Kunst und Karneval.
Im Mittelpunkt jedoch steht Napoleon. Der Mann, der 1806 das Großherzogtum Berg mit Düsseldorf als Hauptstadt geschaffen hatte, und der mit der Einführung des "Code civil" Grundlagen für eine moderne Gesetzgebung legte. Diese stellte unter anderem Juden wie Heine mit Nicht-Juden rechtlich gleich.
Napoleons Reise im Herbst 1811 über Wesel und Düsseldorf nach Köln wird ausführlich dokumentiert. Nicht nur durch bildliche Darstellungen, wie sie etwa Mitglieder der Düsseldorfer Malerschule fertigten, sondern auch durch Augenzeugenberichte wie die des jungen Heine. Andere rheinische Schriftsteller wie Karl Leberecht Immermann, der seit 1827 als Landgerichtsrat in Düsseldorf lebte, verklärten den Kaiser posthum, mit Gedichtzyklen wie "Das Grab auf St. Helena" (1828).
Dass die Erinnerung an den "Herrscher und Lenker aller Länder und Fürsten" (Heine) bis heute fortlebt, beweist "jenes Restaurant am Kaiserswerther Markt in Düsseldorf, in dem eine französische Fahne und eine Büste des Kaisers über dem Tisch hängen, an dem Napoleon einst einen Schoppen Wein verkostet haben soll."