Gegensätze ziehen sich an
The Swell Season: Glen Hansard und Markéta Irglová im Savoy.
Düsseldorf. Ein Film? Eine reale Liebe? Oder ein Musikprojekt? Wer versucht, die Geschichte von Glen Hansard und Markéta Irglová zu ergründen, der hat es schwer, Leben, Musik und Fiktion auseinander zu dividieren. Im restlos ausverkauften Savoy Theater gaben die beiden Musiker am Sonntag unter dem Titel "The Swell Season" ein furioses Konzert, in dem Dichtung und Wahrheit eine verwirrend entzückende Vereinigung feierten.
Ihren Anfang nahmen The Swell Season 2005. Glen Hansard, bekannt als Frontmann der irischen Band The Frames, und die tschechische Sängerin und Pianistin Markéta Irglová beschlossen, gemeinsam Musik zu machen. 2006 erschien ihr gleichnamiges Debüt, das sich mehr schlecht als recht verkaufte.
Doch dann kam Hansards ehemaliger Bandkollege John Carney auf die Idee, für lächerliche 130 000 Euro den Musikfilm "Once" zu drehen. Hansard mimte darin einen Dubliner Straßenmusiker, Irglová eine Blumenverkäuferin. Beide verlieben sich ineinander, nehmen eine CD zusammen auf und gehen am Ende doch getrennte Wege.
"Once" avancierte zum Kritiker- und Zuschauerliebling. Der Soundtrack - alles Songs von Hansard und Irglová - wurde zum Sensationserfolg, es gab neben einigen Grammy-Nominierungen sogar einen Oscar für den besten Filmsong. Seither verkaufen sich nicht nur die CDs der beiden gut, auch ihre Konzerte sind meist ausverkauft.
"Falling Slowly", mit dieser Oscar-prämierten Ballade eröffneten die beiden Musiker auch ihren Abend in Düsseldorf. Ganz intim, sie am Piano sitzend, er mit seiner deutlich abgenutzten Gitarre, ließen sie schnell die Poesie des Films wieder aufleben. Der charismatische Ire und die eher stille Tschechin, von denen man munkelt, sie waren auch im wirklichen Leben ein Paar, seien inzwischen aber wieder getrennt, erweisen sich auf der Bühne als kongeniale Wahlverwandte. Ihre zarte Stimme legt sich sanft über seine mitunter fast schroffe Intonation.
Doch die beiden bestreiten den Abend nicht allein. Zusammen mit Hansards großartiger Band The Frames oder auch solo spielen sie Songs der Band sowie vom Soundtrack und den beiden Alben der Swell Seasons - wobei all dies munter ineinander übergeht. Hansard ist ein begnadeter Songschreiber, der die Worte zuweilen mit einer solchen emotionalen Wucht in den Saal schreit, dass die Fans auch mitten im Lied vor Begeisterung jubeln.
Staunend sieht man dem rotblond-gelockten Iren zu, wie er sich etwa bei "Say it to me now" wahrlich seine Seele aus dem Leib singt. Er versteht es, eine derartige Kraft in seinen Liedern zu entwickeln, dass man glaubt, ein Orchester stünde auf der Bühne. Nach dem letzten Song springen die Fans zum Applaus auf - und werden mit Zugaben belohnt.
