Im Ehrenhof wird ab Februar die Schickeria ausgestellt

Fotos von Prominenten werden jetzt auch Kunst. Das NRW-Forum plant eine Schau der 60er und 70er Jahre mit rund 400 Aufnahmen.

Düsseldorf. Am Anfang war es nur Spaß, heute ist es eine Sammlung. Die Schweizerin Nicola Erni fängt den Zeitgeist der 60er und 70er Jahre anhand von Prominenten-Fotos ein. Sie sammelt Aufnahmen von wirklich reichen und von eingeschmuggelten Jetsettern in St. Moritz und St. Tropez, in New York, Paris und London. Beim Posen im legendären Club „Studio 54“, beim Skifahren oder schlicht beim Reichsein. Inzwischen besitzt Erni an die 400 solcher Dokumente, die sie Galeristen und Fotografen abgekauft hat. Das NRW-Forum zeigt die Fotos jetzt erstmals in der öffentlichen Ausstellung „Zeitgeist & Glamour“.

„Das Tolle ist, dass man jeden kennt, der auf den Fotos zu sehen ist und jeden, der die Fotos gemacht hat“, sagt Werner Lippert, Chef im NRW-Forum. „Unter den Fotografen sind Richard Avedon, David Hamilton und Robert Mapplethorpe. Unter den Motiven Gunter Sachs, Andy Warhol, Brigitte Bardot und Marlon Brando.“

Dass solch illustre Namen selbst für Museumsmuffel Grund genug sind, eine Ausstellung zu besuchen, will Lippert gar nicht wegreden. „Es ist ja schön, dass wir die Promis haben, aber im Grunde geht es um ein Zeitalter, das die Fotos dokumentieren.“ Das Medienzeitalter. In den 60er und 70er Jahren seien die ersten Paparazzi aufgetaucht, hätten sich reiche Unternehmer und klamme Künstler gesellschaftlich gemischt, habe die Yellow Press den Privatklatsch Prominenter als wissenswerte Nachricht verkauft. „Ohne die Fotografie würde es Brigitte Bardot oder Gunter Sachs gar nicht geben“, ist Lippert überzeugt.

Die Fotos, die ab 5. Februar gezeigt werden, sind keine großformatigen Highlights nach der Façon eines Andreas Gursky. Ein Format von 60 mal 70 Zentimetern ist das höchste der Gefühle. Jedoch werden alle 400 Fotos aus der Sammlung von Nicola Erni gezeigt. Die Schweizerin selbst ist vor rund zwei Jahren auf Werner Lippert wegen einer Ausstellung in Düsseldorf zugegangen und Lippert hatte sogleich Interesse bekundet. „Nach dem Krieg hatte man die Bilder der Trümmerfrauen im Kopf, in den 60er Jahren erhielt das Wort Gesellschaft eine neue Bedeutung“, sagt er.