Kom(m)ödchen: Rogler trifft ins Schwarze
Der Kabarett-Künstler spricht über Bankensturm und Blumenkübel — handwerklich perfekt.
Düsseldorf. Er macht zwar noch auf quicklebendigen Schelm, ist aber in die Jahre gekommen. Er drückt aber mit knapp 64 immer noch zwei Stunden auf die Tube. Richard Rogler, einst hochdekorierter Kabarett-Künstler und „Scheibenwischer“-Partner von Dieter Hildebrandt, ist auf Tour und war mit seinem neuen Programm „Das müssten sie mal sagen“ drei Abende Gast im Kom(m)ödchen.
2013 ist nicht nur Wahljahr, viele Prominente nehmen und nahmen ihren Hut. Der Papst, Königin Beatrix, Kardinal Meißner. Das lässt sich der gebürtige Franke und Wahl-Kölner Rogler nicht entgehen und demonstriert, wie klassisches Polit-Kabarett darauf reagiert.
Unter dem Motto „Anfangen ist schwer, aufhören kann jeder“ schießt er seine Pfeile auf die Celebrities. Sie treffen meist ins Schwarze, sind aber nicht mehr so scharf wie vor 20 Jahren.
Klar, dass neben der Brüderle-FDP und den Trittin-Grünen besonders die Kanzlerin und SPD-Herausforderer Roglers Fett und Häme abkriegen. Da steht Peer (Steinbrück) hilflos in einer Armenküche und verteilt Paprikaschoten an bedürftige Frauen, mit den Worten „Gnädige Frau“.
Bemüht wirkt Rogler, wenn er über Physik und Metaphysik reflektiert und dann einen Überfall der SPD-Elite auf eine bayrische Bank beschwört. Er setzt auf Komik, die sich jedoch abnutzt, weil sich dieser „Überfall“ als Leitmotiv durch den Abend zieht. Zugespitzt und originell indes die absurden Szenen mit Doktorin Angelina Merkelato, später Untergrundkämpferin Angela Merkel: Von SED-Chef Honecker wird sie in die BRD zu Kanzler Kohl geschickt, um die Marktwirtschaft abzuschaffen.
In diesen Momenten läuft Rogler zu Höchstform auf und bietet politisches, pointenreiches Kabarett vom Besten. Im Vergleich zur jüngeren Turbo-Generation (eines scharfzüngigen Christian Ehring) belegt Rogler eher den Rang eines Altmeisters — handwerklich perfekt, aber a bissel zahm.
Geistig zur Seite stehen ihm Friedemann (politisch rechts) und der linke Doktor Werner Kallscheid — als zwei Archetypen und Zechgenossen aus seiner Kölner Stammkneipe „Gerdis Wirtshaus“. Sie dienen ihm als Stichwortgeber für Slapsticks in einem recht willkürlich zusammengestellten Programm: ob er sich aufregt über Bankensturm und Blumenkübel, Euro-Pleite, Tauschhandel oder über Zitrusfrüchte-Schalen-Schäler. Applaus für Rogler, der noch längst nicht in Rente gehen will.