Worringer Platz: Künstler mögen Schmuddelimage
Der Worringer Platz soll neu gestaltet werden. Künstler aber schätzen seinen urbanen Trotz. Am Donnerstag kommt das WZ-Mobil.
Düsseldorf. Man kann fast die Uhr danach stellen, wann der Worringer Platz wieder als schlimmster Schandfleck der Stadt in den Fokus rückt. Kurz vor Pfingsten gab es einen neuen Anlauf. Oberbürgermeister Dirk Elbers kündigte am Abend seiner Nominierung zum OB-Spitzenkandidaten der CDU an, den Platz in fünf Jahren umzugestalten. „Der jetzige Zustand war eine Fehlplanung“, sagte Elbers.
Oliver Gather hat schon viele böse Sätze über den Worringer Platz gehört. Der Bildhauer gehört zur jener kreativen Gruppe, die vor zehn Jahren das Glashaus am Worringer Platz eingerichtet und mit Kunst bestückt hat. Dann war er eine Weile weg, jetzt ist er wieder da und startet mit Andrea Knobloch die Aktion „Gasthof Worringer Platz“.
Ein Jahr lang organisieren die beiden Künstler Veranstaltungen, in welche der Platz selbst einbezogen wird. Eröffnet wird die Reihe heute um 19 Uhr im Glashaus, wenn Knobloch und Gather das Jahresprogramm vorstellen und mit einer Chorprobe schon einmal einen Vorgeschmack auf das geben, was die Menschen dann bei der nächsten Folge „Ballsaal“ (mit Musik, Tanz und einer Radioübertragung) am 7. Juni um 21 Uhr erwartet.
Sie schätzen die Eigenheit des Worringer Platzes. „Es ist merkwürdig, dass er nicht als das akzeptiert werden kann, was er ist“, sagt Knobloch. „Als ein etwas schmuddeliger Platz in Bahnhofsnähe, mitten in einer Großstadt und von Verkehr umgeben.“
Er sei Düsseldorfs „einziger Platz mit Metropolencharakter“ hat es Schauspielhaus-Regisseur Nurkan Erpulat einmal provokant formuliert. Und so lautet denn auch Knoblochs Grundfrage: Wie kann der Platz besser in das städtische Leben integriert werden?“ Durch Präsenz glauben Knobloch und Gather.
In ihrem Fall durch künstlerisch initiierte Präsenz. Überhaupt fühlen sich künstlerisch Tätige angezogen von dem, was andere als Schmuddelimage kritisieren: Mäzenin Julia Stoschek betreibt am Worringer Platz einen temporären Ausstellungsraum, Max Mayer an der Worringer Straße eine Galerie, das Schauspielhaus hat dort seine Probebühne Central, das Tanzhaus NRW liegt gleich um die Ecke an der Erkrather Straße.
Knobloch und Gather wiederum wollen Schnittpunkte bilden mit dem Alltag der Anwohner. In einem der anliegenden Geschäfte wird es einen Kinoabend geben, im Hotel „Friends“ präsentiert eine Ausstellung 1800 deutsche Kraftausdrücke, die Besucher dürfen Eigenkreationen vorschlagen. „Wir münzen die Beschimpfungen des Worringer Platzes positiv um“, sagt Knobloch.