Konzert: Wolf Biermann - Weltenkind ohne Heimat

Der Heine-Preisträger Wolf Biermann blickt zurück auf seine „Freiheitskriege“.

Düsseldorf. Sanfter ist er geworden, der kämpferische Barde Wolf Biermann. Aber dass er im November 71 Jahre alt wird, ist kaum zu glauben. Zwei Stunden unterhielt er im Forum der Stadtsparkasse das Publikum - sang, erzählte, belehrte. Heines "Enfant perdu" trug er vor, sein Lieblingsgedicht: "Verlorener Posten in dem Freiheitskriege ", und fügte an: "Das sollten Sie alle auswendig lernen, auch wenn Sie schon so alt sind!"

Das Publikum - wohlwollend, aber zurückhaltend - war im Schnitt übrigens jünger als der Heine-Preisträger. Manche Tische waren generationsübergreifend besetzt: Familienausflug zu Biermann.

"Heimat" ist das Thema der neuen Gedichte und Lieder von Biermann, die er mit dramatischem Pathos am Flügel begleitet, meist aber auf seiner Gitarre, der er mal poetisch-zarte, mal schräg-klirrende Töne entlockt.

Kölner Konzert Am 13. November 1976 gibt Wolf Biermann vor 7000 Menschen ein umjubeltes Konzert in der Kölner Sporthalle. Auf dem Weg zu seinem zweiten Konzert im Westen erfährt er drei Tage später aus dem Autoradio von seiner Ausbürgerung. Das Politbüro der SED führte als Begründung die "grobe Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten" an. Biermann hatte sich in Köln kritisch gegenüber der DDR geäußert. Dort waren seine Stücke und Auftritte zuvor immer mal wieder verboten gewesen.