Krimi: Verschwörung, Pest und Liebe
Rolf Bönnens erster historischer Roman, „Der große Tanz“, spielt 1349 in Düsseldorf. Protagonist ist ein verliebter, junger Mönch.
Düsseldorf. "Immer mehr zog es aus den Weilern und Gehöften in die Stadt. Leibeigene aus linksrheinischen Gefilden, denen die Flucht über den Rhein gelungen war. Tagelöhner und Gesellen auf der Walz. Versehrte Bergarbeiter aus Westfalen. Krüppel und Entsprungene aus Steinbrüchen und Söldnerheeren. Fliegende Händler, Krämer, Marktschreier und Possenreißer ". Der Schmelztiegel, von dem hier die Rede ist, heißt Düsseldorf, und hat mittlerweile 1000 Einwohner. 1349 - in diesem Jahr spielt "Der große Tanz" von Rolf Bönnen. Es ist sein erster historischer Roman. "Dafür recherchiert habe ich im Stadtmuseum und in der Staatsbibliothek", sagt der Wahl-Düsseldorfer, "eine wichtige Quelle war auch ,Der ferne Spiegel´ von Barbara Tuchmann". (Anm. d. Red. : "Der ferne Spiegel" gilt als Standardwerk über das 14.Jahrhundert.) "Während über das 15.und 16. Jahrhundert in Düsseldorf einiges überliefert ist, sieht es mit Quellen für das 14.Jahrhundert sehr dürftig aus."
Held in Bönnens Buch, dem ein Drehbuch von 1990 zu Grunde liegt, dessen für 1996 geplante Verfilmung am Tod des Produzenten scheiterte, ist der 22-jährige Gilbert aus Gerresheim. Weil er die junge Jüdin Rebecca, die der Hexerei beschuldigt wird, vor dem Flammentod rettet, muss Gilbert aus seinem Kloster in Köln fliehen. Der wenig lebenserfahrene Mönch kommt einer Verschwörung auf die Spur, die dem Erzbischof gilt.
Gleichermaßen bedroht von Pest und Pogromen, versuchen Rebecca und Gilbert, ihren Häschern zu entkommen. "Der große Tanz" - so benannt nach den Ausschweifungen der Menschen, um den "Schwarzen Tod" zu vergessen - ist ein sattes, pralles Stück Literatur.
Bönnens Sprache trifft den derben Ton der Vögte, Vaganten und Venuspriesterinnen so gut, dass man glaubt, sie zu belauschen. Dass es Parallelen zu Eccos "Der Name der Rose gibt" - dort verliebt sich ein Novize 1327 in ein der Hexerei angeklagtes Bauernmädchen - kann man verzeihen. Brillant beschreibt Bönnen "die letzte, pure, dem Sterben überm Abgrund abgepresste, Lust" mittelalterlicher Menschen zwischen Aberglaube, Gottesfurcht und Inquisition.
Ob der naive Gilbert und die wesentlich gewieftere Rebecca zueinander finden werden? Möglich wär’s. Denn mit "Die Teufel von Köln" ist schon für Ende des Jahres eine Fortsetzung geplant.
Rolf Bönnen: Der große Tanz. Ein Krimi aus dem Mittelalter. Emons-Verlag, 204 Seiten, elf Euro.