Kulturachsen: „Die Umgebung muss berücksichtigt werden“
Duisburgs Ex-Ob Josef Krings und Künstler Markus Ambach reagieren auf die geplanten Kulturachsen.
Düsseldorf. Als Günter Uecker jetzt sein Nagelobjekt im Kö-Bogen in den Boden rammen ließ, wollte er auf keinen Fall ein Denkmal setzen. Also musste der Boden wieder aufgerissen werden, um das Fundament zu versenken. „Ein Fundament will ich nicht“, sagt er. Nun wirkt der Nagel am Ende des Kö-Bogens wie ein windschiefes Ding. Ein Fundament hätte da nur gestört.
Ein Paradebeispiel für Kunst in der Innenstadt ist die lange Brunnenmeile in Duisburg, ein Skulpturenweg auf der Königstraße. Nach Auskunft des damaligen Oberbürgermeisters Josef Krings (SPD), der noch heute im Aufsichtsrat der Rheinoper sitzt, entstand sie mit dem U-Bahn-Bau und wurde über einen Wettbewerb ausgeschrieben. Seit den 1990er Jahren steht dort u. a. der Brunnen von Niki de St. Phalle und Jean Tinguely, der heute einige Millionen Euro wert ist.
Zuerst Standorte zu suchen und dann die Kunst aufzustellen, hält Krings für keine gute Idee und die falsche Reihenfolge. Krings sagt: „Die Brunnenmeile wurde damals mit Kulturdezernent Konrad Schilling, Museumschef Christoph Brockhaus und den Künstlern entwickelt. So etwas kann die Politik nicht allein machen.“
Der Künstler Markus Ambach, der kürzlich in der WZ eine Bresche für die Mitverantwortung der Künstler bei der Stadtgestaltung geschlagen und mit den Dezernenten Bonin (Planung) und Lohe (Kultur) gesprochen hat, findet es grundsätzlich positiv, dass man in Düsseldorf plant, Kunst im öffentlichen Raum aufzustellen. Er hält jedoch nichts von vorgegebenen Fundamenten für wechselnde Skulpturen. Das erinnere an Innenarchitektur. „Das macht die Stadt zu einem musealen Ort. Zuerst muss eine öffentliche Diskussion zwischen Kunst, Stadtumbau und Stadtplanung geführt werden, bevor etwas festgeschrieben wird“, meint der Künstler
Ambach geht davon aus, dass die Idee wechselnder Kunst auf einem Fundament ein Vorbild in London habe. Er sagt: „Der Sockel auf dem Trafalgar Square ist schon da. Er steht im Zusammenhang mit der historischen Umgebung. Was Katharina Fritsch dort in Gestalt des blauen Gockels geschaffen hat, ist eine ganz präzise historisch-politische Auseinandersetzung mit diesem Standort. So etwas kann man in einer anderen Stadt nicht einfach wiederholen.“