Düsseldorf Kunstpalast hofft auf die Besucherwende

Nach einem finanziell schlechten Jahr richtet das Museum am Ehrenhof den Blick nach vorn. Das Jahresprogramm reicht von Cranach bis Axel Hütte.

So sah sich Lucas Cranach d. Ä. in einem Selbstbildnis.

Foto: smkp

Düsseldorf. Das Museum Kunstpalast blickt auf ein wirtschaftlich schlechtes Jahr zurück, wurde doch ein stattliches Minus von 1,7 Millionen Euro eingefahren, weil weniger Besucher in die beiden bedeutenden Ausstellungen zu Jean Tinguely und „Hinter dem Vorhang“ kamen und weil die Umrüstung auf LED-Beleuchtung aus dem Museumsetat bezahlt werden musste. Aber 2017 könnte alles besser werden, gibt es doch mit Lucas Cranach d. Ä. und der Retrospektive des Becher-Schülers Axel Hütte gleich zwei Paukenschläge. So kann die Findungskommission in Ruhe nach einem Nachfolger für Beat Wismer als neuen Chef am Ehrenhof suchen.

Otto Dix malte seinen Kollegen Franz Radziwill 1928.

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Wismer hat sich hochkarätige Gastkuratoren ans Haus geholt. Gunnar Heydenreich baut seit acht Jahren am Kunstpalast das Lucas-Cranach-Archiv auf. Sein internationales Netzwerk spiegelt sich in 200 Gemälden und Grafiken aus den berühmtesten Museen der Welt, die er zusammen mit seinem Kollegen Daniel Görres ab 8. April (Vernissage 7. April) ausstellt. Cranach gilt als extrem innovativ, seine Werkstatt hat das Zeitalter von Martin Luther geprägt. Künstler wie Picasso oder Giacometti griffen seine Anregungen bis in die Gegenwart auf.

Willy Kemp sammelte Konrad Klaphecks Schreibmaschine „Die Ideale der Väter“, um sie dem Museum zu schenken.

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Axel Hütte (ab 23. September) ist ein international gefragter Fotokünstler. Nun erhält er endlich auch in seiner Wahlheimat Düsseldorf eine Retrospektive. Nach Worten seines Kurators Ralph Goertz gilt Hütte als Reisefotograf, der die Natur und Architektur „in der Fremde erobert“, um sie in klaren Komposition zu fassen. Die Ausstellung dieses Analytikers der Fotografie läuft unter dem Titel „Night and Day“ und zeigt 70 großformatige Aufnahmen aus den vergangenen 22 Jahren.

Mit einem Emailglas konnten sich die Trinker in der Renaissance und im Barock ihren "Großen Durst" löschen, diesen Titel trägt auch die Ausstellung der Sammlung Dr. Schicker.

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Kuratorin Kathrin DuBois widmet sich der Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937 am Ehrenhof, die zur Beschlagnahmung und Zerstörung von mehr als 1000 Kunstwerken in Düsseldorf führte. Zum Forschungsergebnis gehören Dokumente, Gemälde, Skulpturen und Papierarbeiten.

Eine kleine Sensation gilt dem Pionier des Kubismus, dem zweimaligen Documenta-Teilnehmer Jacques Lipchitz (1891-1973). Die Sammler Dan Georg Bronner und seine Frau vermittelten die Schenkung von sieben Skulpturen und 21 Papierarbeiten des Bildhauers ans Haus. Das wird am 16. März mit einem Festakt gefeiert.

Dem Museum und seiner Kuratorin Bettina Baumgärtel ist auch der Sammler Wolfgang Peiffer wohlgesonnen. Peiffer, ein ausgewiesener Kenner des Düsseldorfer Malerfürsten Andreas Achenbach, hat Spitzewerke zusammengetragen, die erstmals (ab 7. September) zu sehen sind. Die Ausstellung verspricht Überraschungen, war doch Achenbach an der Revolution von 1848 mit köstlichsten Darstellungen beteiligt. Sie findet in Kooperation mit dem Museum LA8 in Baden-Baden statt.

Baumgärtel, Leiterin der Gemäldegalerie, betreut auch eine kleine Schau zu Abraham Mignons „Früchtebild“, um dessen Verbleib in Düsseldorf sie heldenhaft gekämpft hat.

Kuratorin Sonja Brink, die die grafischen Bestände der Kunstakademie aufarbeitet, präsentiert zwei berühmte Radierfolgen von Vater und Sohn Tiepolo im Grafischen Kabinett. Diese Serien, „Scherzi“ und „Flucht nach Ägypten“, machten die Künstler über Nacht in ganz Europa bekannt. Außerdem präsentiert Brink parallel zur Cranach-Ausstellung italienische Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts aus allen wichtigen Zentren des Südens.

Erwähnt sei noch der generöse Sammler Willy Kemp, bei dem sich der scheidende Generaldirektor Wismer mit einer Auswahl zum 90. Geburtstag bedankt. Dabei bildet Konrad Klaphecks Schreibmaschine (ab 14. April) einen Höhepunkt.

Schließlich sei das Glasmuseum erwähnt. Dessen Direktor Dedo von Kerssenbrock-Krosigk präsentiert Glasobjekte des Prager Künstlers Jan Fisar und Emailgläser zum „Großen Durst“ aus der Sammlung Dr. Schicker.

Der Nachfolger von Beat Wismer aber darf sich schon jetzt freuen. Denn 2018 gibt es, wie die WZ berichtete, eine Aufstockung des Etats von 7,1 auf 8,5 Millionen Euro. Damit fängt die Stadt den Ausfall von Eon auf.