Kunstmarkt Neue Kunstmesse Art Düsseldorf feiert Premiere
Düsseldorf (dpa) - Die Premiere wurde mit Spannung und vor allem aus Köln argwöhnisch beobachtet: Die neue Kunstmesse Art Düsseldorf will den Kunstmarkt im Westen aufmischen. Kaum haben sich die Tore zu den ehemaligem Fabrikhallen im Areal Böhler am Donnerstag geöffnet, strömen bereits Sammler und Kunstinteressierter durch die Gänge.
Zumindest der Auftakt der viertägigen neuen Messe mit fast 80 Galerien aus 21 Ländern am Donnerstag war bereits ein Erfolg. Das dürfte auch an dem spektakulären Veranstaltungsort liegen: Die meterhohen lichtdurchfluteten Hallen mit ihrem rostigem Industriecharme sind die ideale Kulisse für Kunst.
Die Messeleiter Andreas Lohaus und Walter Gehlen, die früher die Kölner Art Fair veranstalteten, stehen unter hohem Erfolgsdruck. Nicht nur, weil sie nach vielen Jahren wieder eine Kunstmesse im kunstaffinen Düsseldorf etablieren und damit der traditionsreichen und größeren Art Cologne die Stirn bieten. Sondern auch, weil mit gut 25 Prozent die Schweizer Messegesellschaft MCH an der Art Düsseldorf beteiligt ist. MCH veranstaltet auch die weltweit wichtigste Kunstmesse Art Basel. „Wichtig ist, dass wir hier einen guten Job machen“, sagt Gehlen.
Für die Art Düsseldorf stellte sich die Aufgabe, eine Mischung aus regionalen und internationalen Galerien zu finden, für reiche Sammler, aber auch Neueinsteiger Kunst zu bieten. So kann man auf der Messe Werke für rund 1000 Euro kaufen, aber auch Gemälde des chilenischen Malers Roberto Matta für 2,5 Millionen Euro.
Nein, die Art Cologne und die Art Düsseldorf kannibalisierten sich nicht, sagt Gehlen. „Es ist nicht so, dass ein rheinischer oder regionaler Sammler nur einmal im Jahr Kunst kauft und dann wartet, bis im nächsten Jahr wieder etwas passiert.“ Der nächste Termin für die Art Düsseldorf im kommenden November steht jedenfalls schon fest.
Über die Hälfte der Galerien auf der Art Düsseldorf kommen aus Deutschland und den Beneluxstaaten und verankern die Messe damit regional. Aber auch ein Schwergewicht des internationalen Kunstmarkts wie David Zwirner aus New York ist dabei. Unter anderem bietet Zwirner eine Nofretete mit Sonnenbrille von Isa Genzken an. Noch teurer aber ist das wandregalähnliche Objekt des Minimal Art-Künstlers Donald Judd - 850 000 Euro erfährt man auf Anfrage.
Preisschilder stehen bei Zwirner nicht an den Werken. Zwirner-Direktorin Veronique Ansorge sagt über die neue Messe: „Die Ideen hören sich hier frischer an.“ Zwirner setze aber auch weiterhin auf die Art Cologne. Ein „entweder-oder“ gebe es für die New Yorker Galerie nicht.
Der Kölner Galerist Markus Lüttgen setzt schon allein mit seinem Doppelstand mit der Düsseldorfer Galerie Van Horn auf gute Nachbarschaft. Er bietet zum Beispiel einen an der Wand hängenden Flokati-Teppich mit Brandlöchern der US-Künstlerin Anna Betbeze für 18 000 Euro an. „Ich probiere gern neue Messeformate aus“, sagt Lüttgen. Die Art Cologne habe er sich dieses Jahr geschenkt.
Der Kölner Galerist Thomas Zander ist überzeugt vom „unaufgeregten und guten Konzept“ der Art Düsseldorf. „Man sieht hier andere Dinge als auf der Frieze oder in Miami, wo überall die gleichen Positionen sind.“ Obwohl er Kölner ist, sieht Zander auch die Art Cologne kritisch. Sie sei zuletzt nicht innovativ genug gewesen, habe sich „in die falsche Richtung entwickelt“. 420 000 Euro kostet bei Zander ein abstraktes Bild des kalifornischen Künstlers John McLaughlin.
Im Gegensatz zu dieser Hochpreiskunst zielt der Haufen von dreckigen Markisen, den die Künstlerin Sonia Kacem zu einem Bodenobjekt arrangiert hat, natürlich auf ein jüngeres Publikum. 12 000 Euro sollen die ausrangierten Markisen bei der Züricher Galerie Gregor Staiger kosten. Ebenso wenig ist der über vier Meter hohe Holz-Hochsitz, unter dem Gläser mit Pflanzen stehen, fürs Wohnzimmer geeignet (35 000 Euro/Galerie Brigitte Schenk).
Die Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem hatte keine Bedenken, ein übergroßes Saurierskelett von Andreas Greiner mit 30 000 Euro auszuzeichnen. Als Kunstobjekt etwas gewöhnungsbedürftig ist auch der Treppenlift als Wandinstallation von Matthias Sohr für 45 000 Euro. Ein „normaler“ Treppenlift ist übrigens schon für 4000 Euro zu haben.