Rassismus-Debatte am Schauspielhaus Ron Iyamu verlässt das Schauspielhaus
Düsseldorf · Der 29-Jährige hat einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet. Als er seine rassistischen Erfahrungen öffentlich machte, löste er eine Debatte aus.
Der Schauspieler Ron Iyamu hat für sich einen Schlussstrich am Düsseldorfer Theater gezogen und einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet, wie er auf Facebook mitteilt. Sein Abschied steht damit am Ende seiner rassistischen Erfahrungen, die er 2020 am Schauspielhaus machen musste und die seit vergangenen März zu einer bundesweiten Debatte auch über Machtstrukturen an Theatern geführt haben. Der 29-jährige Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen war bei den Proben zu einem Stück, bei dem er einen haitianischen Freiheitskämpfer spielte, vom Regisseur ständig „Sklave“ genannt worden. Nach dem Dreh einer Folterszene, in der Iyamu einen Henker spielte, sei ein Schauspieler zu ihm gekommen, habe ihm ein Cuttermesser an den Schritt gehalten und so etwas gesagt wie: „Wann schneiden wir eigentlich dem ‚N-Wort‘ die Eier ab?“ Darüber sei dann gelacht worden.
Generalintendant Wilfried Schulz hatte damals erklärt, er gehe davon aus, „dass alle Verletzungen, die Ron beschrieben hat, auch so stattgefunden haben. Ich bin davon sehr betroffen und bitte Ron dafür sehr um Entschuldigung.“ Man wolle allen Vorgängen minutiös nachgehen und sich dafür auch Kompetenz von außen holen. „Es wird um personalpolitische Konsequenzen gehen. Es geht um die Sensibilität bei Besetzungen und die Qualifikation von Mitarbeiter*innen, beispielsweise durch Workshops. Uns haben die Vorgänge schockiert, und wir wollen Strukturen schaffen, die so etwas in Zukunft verhindern“, so Schulz in der Debatte. Zum Weggang des Schauspielers erklärten Generalintendant Schulz und die Kaufmännische Geschäftsführerin Claudia Schmitz: „Es war unser Wunsch, das Vertragsverhältnis mit Ron Iyamu fortzusetzen. Er hat uns um die Auflösung seines Vertrages gebeten, wir bedauern dies, werden seinem Wunsch aber entsprechen.“
Auf der Internet-Plattform Facebook schrieb Iyamu jetzt, dass seine Entscheidung, das Theater zu verlassen, sich „unglaublich befreiend“ anfühle. „Eine Last fällt ab. Der Druck, sich ständig neu beweisen zu müssen und zu konkurrieren. Kein Gefühl mehr, die falsche Hautfarbe zu haben. Ich habe jeglichen Drang verloren, auf die Bühne zu gehen, und beantworte seit einem Monat keine Interviewanfragen mehr. Es ist Balsam für die Seele.“ Er selbst bezeichnet seinen Abschied als „Wendepunkt in meinem Leben. Die Auflösung meines Vertrages am Schauspielhaus liegt bereit, und nichts auf der Welt würde mich dazu bringen, mich wieder in dieses Gebäude zu begeben.“ Er habe sich mit der Veröffentlichung seiner rassistischen Erfahrungen „wahnsinnig angreifbar gemacht, und nicht wenige sind der Meinung, dass ich ihre alten und geliebten Theatertraditionen bedrohe“. Er habe aber auch viel positives Feedback bekommen, allerdings „auch bösartiges“.
Nach seinen Worten hat ihm noch nie die „Furcht so ins Gesicht gelacht wie in den letzten Monaten. Die unterschiedlichsten Leute haben mich kontaktiert, um mir zu erzählen, wie viel Angst es ihnen macht, Kunst in unserer Kulturlandschaft zu schaffen.“