Science-Slam: Wo Photonen schön wohnen
Der Science-Slam der Naturwissenschafts-Studenten wurde jetzt erstmals im Stadtzentrum ausgetragen.
Düsseldorf. Es geht im Ernst um die physikalischen Bedingungen für folgenden angenommenen Fall: „Deine Mudder is so fett, dass ich den ganzen ‚Herr der Ringe’ verpassen würde, wenn sie am Fernseher vorbei ginge.“ Patrick Rauwald-Josephs, Student der Medizinischen Physik im Master an der Heine-Uni, ist Gewinner des Science-Slams am Mittwoch im Haus der Universität am Schadow-Platz. Mit seinem Vortrag hat er den stärksten Applaus und damit den Sieg errungen.
Die kurios klingende Ausgangsthese birgt manche Überraschung. Was so eine impulsive, wohl etwas unreflektiert geäußerte Übertreibung bei der bildhaften Beschreibung von Dickleibigkeit in Zahlen bedeuten würde, wenn man kühl nachrechnet, ist einfach verblüffend: Eiskalt rechnet der Student vor, wie umfangreich „Mudder“ sein muss, um bei einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde zwölf Stunden Filmlänge des Mehrteilers zum Vorbeigehen zu benötigen.
Sie wäre eine Kugel mit einem Radius von 18 Kilometern. Ihr Energieverbrauch beim Vorbeigehen wäre so hoch, dass sie hierfür 69 Billionen Big Mac Maxi-Menüs futtern müsste. Die Energie entspräche dem 25-fachen Stromverbrauch Deutschlands im ganzen Jahr. Um das Essen hinunter zu spülen, würde Mudder Getränkemengen benötigen, die dem dreifachen Fassungsvermögen des Bodensees entspräche. Natürlich müsste auch der Fernsehschirm entsprechend groß sein zur Realisierung des Vorgangs. Und was würde er kosten? Es wäre hunderte Milliarden Euro, kalkuliert der Student.
Kräftig geklatscht wurde bei allen vier Vorträgen, die teilweise sehr komplizierte Materie und nüchterne Formeln mit Comicfiguren und lustigen Sprüchen mixten. Mathe-Student Andreas Troll erklärte die Chemische Mastergleichung anhand von Menschen, Zombies und Vampiren. Frithjof Wickrath beschrieb „Wo Photonen schön wohnen“, und Physik-Student Florian Kleeschulte weihte ein in die kuriose Welt von „Toll, toller, Plasmaphysik.“
Studentisches Leben kam mit diesem Science-Slam ins Haus der Universität am Schadowplatz. Die zentrale Uni-Repräsentanz soll ja eine Bereicherung für Düsseldorfer Bürger sein und gleichzeitig ein Forum, in dem die Heinrich-Heine-Universität im Stadtzentrum Flagge zeigen kann. So langsam gelangt in das Gefäß mit der schönen klassizistischen Sandstein-Hülle Inhalt, an dem jeder Interessierte teilhaben kann.
Allerdings sah man fast ausschließlich Studenten im voll besetzten Saal, vornehmlich die der Naturwissenschaften. Sie verfolgten beim naturwissenschaftlichen Science-Slam die betont belustigend angelegten Fachvorträge. Auch ein Teil der Hochschullehrerschaft war anwesend. Doch von den nicht mit der Uni in irgendeiner Weise verbandelten Stadtbewohnern war kaum jemand im Auditorium auszumachen.
Nun mag sich mit der Zeit herumsprechen, dass Studenten zuweilen witzige Dinge aushecken. Für Juni nächsten Jahres ist ein weiterer Science-Slam geplant. Und wenn der ebenso unterhaltsam wird wie der vergangene, dann lohnt es sich für jeden mal vorbeizuschauen.
Gewiss würde es nicht schaden, Kenntnisse in Mathe, Physik, Bio und Chemie mitzubringen, um den jungen Wissenschaftlern folgen zu können. Es sind ja nicht Erstsemester, die hier Vortrag halten, sondern Masterstudenten und Doktoranden mit viel Wissen auf der universitären Pfanne. Doch auch, wenn man zur Hälfte nur Bahnhof versteht, macht das Zuhören großen Spaß.