Literarische Neuerscheinung Kleine magische Momente durchwachsen mit vielen Längen

Düsseldorf · Wilfredo Langes autobiografisches Buch „Reisen mit einem schläfrigen Coy“ hat Potenzial, leidet aber unter inhaltlichen und formalen Brüchen.

Der Schriftsteller Wilfredo Lange hat das Werk „Reisen mit einem schläfrigen Coy – Eine autobiografische Roadstory für Banausen und Intellektuelle“ veröffentlicht.

Foto: szathmary.de

(cwe) Anwalt in Argentinien, Dolmetscher in Marseille und Tellerwäscher in Stockholm – Wilfredo Lange hat in den vergangenen acht Jahrzehnten vieles von der Welt gesehen und so einiges erlebt. Eigentlich wäre das ja die ideale Ausgangslage für eine abenteuerliche literarische Reise. Doch Langes neues Buch mit dem interessanten Titel „Reisen mit einem schläfrigen Coy – Eine autobiografische Roadstory für Banausen und Intellektuelle“ bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück. Statt einer mitreißenden Tour durch die Jahrzehnte und über Ländergrenzen hinweg erscheint vieles eher belanglos als erwähnenswert. Trotz der überschaubaren Länge von lediglich 169 Seiten sind einige Passagen dadurch unangenehm langatmig geraten. Es gibt durchaus kleine, magische Momente, die den Leser an exotische Orte entführen oder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Etwa wenn Lange die Fahrt über eine schmale Schotterpiste durch die nebelverhangenen Anden beschreibt oder unverhofft einen alten Freund in Düsseldorf wiedertrifft, den er am anderen Ende der Welt kennengelernt hat. Doch solche Augenblicke sind flüchtig.

Das liegt zum einen an der Vielzahl eher uninteressanter Szenen, die kaum die Fantasie des Lesers anregen. Zum anderen am sprachlich und syntaktisch simpel gehaltenen Schreibstil, der pointiert, ehrlich und bodenständig wirken soll, aber eher hölzern und bisweilen schlicht ungehobelt daherkommt. So lässt der „softe Macho“, wie Lange auf dem Text der Rückseite genannt wird, kaum eine Gelegenheit aus, um zu kruden Ausdrücken zu greifen oder bisweilen unangenehm abfällige Personenbeschreibungen zu verwenden. Das wird nicht nur schnell eintönig, sondern macht es auch schwer, Sympathien für das lyrische Ich zu entwickeln.

Zudem kommt es zu ständigen inhaltlichen und formalen Brüchen zwischen den einzelnen Kapiteln. Ortswechsel und Zeitsprünge wirken willkürlich. Es wird ein Mosaik aus Schauplätzen geschaffen, dessen Teile sich weniger zu einem harmonischen Gesamtbild als vielmehr zu einem hektisch zusammengesetzten Motiv mit sichtbaren Lücken fügen. So bleibt die „Reise mit einem schläfrigen Coy“ eine eher unbefriedigende Leseerfahrung.