Düsseldorf Kunstspende von Gerhard Richter soll 100 Wohnungen für Obdachlose finanzieren

Kunstwerke von Gerhard Richter sind für die meisten Menschen ein unerschwinglicher Luxus. Für Obdachlose können sie auch die Eintrittskarte sein in ein Zuhause.

Der Künstler Gerhard Richter

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Düsseldorf. Der Kölner Künstler Gerhard Richter, einer der teuersten lebenden Künstler, will mit Bilder-Spenden Obdachlosen bei der Suche nach einer neuen festen Bleibe helfen. Der 86-Jährige hat dazu der Obdachlosenhilfe Asphalt/„fiftyfifty“ zweckgebunden 18 Bilder gestiftet. Mit dem Erlös der Versteigerung soll der Fonds „Housing First“ (zu deutsch: Wohnen zuerst) in den nächsten Jahren die Finanzierung von rund 100 Wohnungen für Obdachlose anschieben. Ohne „Trainingswohnungen“ auf Zeit oder betreutes Wohnen soll er Menschen, die schon lange kein Zuhause mehr hatten, auflagenfrei zu einem Mietvertrag verhelfen.

Träger ist neben „fiftyfifty“ der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW. Ermöglicht wird das Pilotprojekt, das NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellt hat, durch das langjährige Engagement des einstigen Düsseldorfer Kunstprofessors für Arme.

„Neu ist, dass Wohnungslose direkt von der Straße mit Wohnraum versorgt werden und einen eigenen Mietvertrag bekommen“, sagte Sozialarbeiterin Julia von Lindern von „fiftyfifty“. Außerdem sollen begleitende Hilfen dafür sorgen, dass die Betroffenen ihre Probleme aufarbeiten und ihre Wohnung halten können.

Viele auf dem regulären Wohnungsmarkt nicht mehr Vermittelbare brächten ein ganzes Bündel von Problemen mit, berichtete der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, Christian Woltering. Häufige Ursachen für Wohnungslosigkeit sind nach Angaben des Sozialministeriums Job-Verlust, Schulden, Sucht, häusliche Gewalt, Trennungen, akute Erkrankungen und schwere Schicksalsschläge.

In NRW sind rund 25 000 Menschen als wohnungslos gemeldet. Ungefähr 1000 leben laut Ministerium dauerhaft auf der Straße. Allerdings sei die Dunkelziffer hoch, weil viele sich nicht bei der Wohnungslosenhilfe melden oder illegal hier leben. „Wohnen ist ein Menschenrecht, aber es wird immer schwieriger, das umzusetzen“, sagte Woltering. „Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware in Nordrhein-Westfalen.“ In Konkurrenz zu Studierenden, Senioren und Singles hätten Obdachlose auf dem Immobilienmarkt keine Aussicht auf eine kleine, erschwingliche Wohnung.

Nicht für jeden kommen die Richter-Spenden in Frage: Ein Set mit sechs Bildern des gebürtigen Dresdners koste 420 000 Euro, sagte von Lindern. Die Bilder seien aber auch einzeln zu kaufen.

In mehreren europäischen Ländern ist der Ansatz „Housing First“ nach Angaben der Projektpartner bereits erfolgreich erprobt worden, darunter Österreich und Portugal. Die meisten hätten die Wohnungen halten können. Das Land NRW unterstützt das Projekt mit 424 000 Euro. Insgesamt steht jährlich rund eine Million Euro für Hilfen in Wohnungsnotfällen zur Verfügung. dpa