Laden der undogmatischen Linken

Seit 1977 ist die Buchhandlung BiBaBuZe am Bilker Bahnhof ein Forum für Literatur und Politik.

Bilker Basis-Buch-Zentrale heißt eine der ältesten Vollsortiment-Buchhandlungen in Düsseldorf. Die lustige Abkürzung „BiBaBuZe“ erinnert an den Bi-Ba-Butzemann aus einem volkstümlichen Kinderlied. Nicht so witzig finden das die Inhaber Hans Schmitz (62) und Antje Westermann (57). Die gebräuchliche Abkürzung sei sogar manchmal eine Belastung. „Viele, die uns nicht kennen, halten uns für einen Kinderbuchladen“, sagt Schmitz. Freilich wissen die vielen Stammkunden, dass die BiBaBuZe Anlaufstelle für anspruchsvolle Literaturfreunde und politisch Interessierte ist, insbesondere Linksintellektuelle.

Foto: Christof Wolff

Man verstehe sich als Laden der undogmatischen Linken, beschreibt Schmitz die Geschäftsphilosophie. Das Wort „undogmatisch“ bedeute vor allem den Verzicht auf Parteienbindung. Gleichwohl fühlt sich die Partei „Die Linke“ in der BiBaBuZe so wohl, dass sie zuweilen Konferenzen in der angegliederten Cafeteria abhält.

Vor 40 Jahren fing es ganz klein an. „Wir hatten einen Büchertisch in der Fachhochschule“, sagt Schmitz, praktisch Kunde und Mitarbeiter der ersten Stunde. Einmal pro Woche habe er ehrenamtlich dort gearbeitet. Bald richtete man den ersten kleinen Laden in Bilk ein. 1985 gab es einen großen Umzug von der Konkordiastraße zum jetzigen Standort an der Aachener Straße 1, ganz nah an Bilker Bahnhof und den Arcaden.

Das Ladenlokal wuchs und wuchs: Zuerst erweiterte man die Räumlichkeit um den benachbarten Kiosk, zuletzt kamen noch ein paar Quadratmeter einer ehemaligen Pommesbude dazu, die heute als Cafeteria und Lesestube genutzt werden.

Diskutiert wurde schon sehr früh in den Räumlichkeiten, die einmal schlicht „Der Buchladen“ hießen. Es sei ein Ort der sogenannten „Gegen-Öffentlichkeit“ gewesen, wo gegen die herrschende Meinung argumentiert wurde. Man sah sich auch als „Infoladen“, wo die Kunden nicht nur Bücher, sondern auch Flugblätter und politische Broschüren innerhalb der linken Szene vorfinden konnten. Von Anfang an gab es Kooperationen mit Düsseldorfer Kulturinstitutionen wie dem Zakk, das auch gerade sein 40-jähriges Bestehen feiert. „Ich kann mich noch an absurde Diskussionen erinnern“, erzählt Schmitz aus der Zeit der RAF-Prozesse. Aus heutiger Sicht seien einige Themen verwunderlich gewesen, etwa die Frage: „Dürfen Frauen stricken?“

Zu den Stammkunden des Ladens während der 80er Jahre gehörte Antje Westermann, die 1993 bei BiBaBuZe als Buchhändlerin eingestellt wurde. „Das war die einzige Buchhandlung in Düsseldorf, in der ich stapelweise internationale Literatur kaufen konnte“, sagt Westermann. „Mein Wunsch war es auch von Jugend an, in einer Buchhandlung zu arbeiten, und zwar in einer mit wirklich großem Sortiment von Belletristik über Politik, Kinderliteratur, Reise, Regionales und Bildbänden bis zu Comics. Bücher aus Bestsellerlisten seien dagegen nicht im Programm. „Ich kenne die gar nicht“, sagt Westermann. „Wir haben unsere eigenen Bestseller. Derzeit empfehle sie ihren Kunden etwa das Buch „Die Jahre“ der französischen Schriftstellerin Annie Ernaux oder die Mutter-Tochter-Geschichte „Ma“ von Aya Cissoco. Oft kommen die Autoren zu Lesungen. Herta Müller sei schon ganz früh dabei gewesen. Aber auch Sachbuchautoren zu politischen Themen seien zu Gast und lieferten Stoff für immer wieder neue Diskussionen im Laden.