Landschaftsgärtnerin: „Dem Kö-Graben fehlt die Pflege“
Die Stadt vernachlässige das Kö-Grün, meint Ricarda Kiwit. Sie rät, die Platanen zu beschneiden. Dann werde auch der Rasen wachsen.
Düsseldorf. Ungläubiges Staunen. Mehr hat Ricarda Kiwit nicht übrig für die Diskussion rund um Düsseldorfs Luxusmeile. Wie berichtet, wollte die Verwaltung einen Rückschnitt der Platanen am Kö-Graben prüfen. Entferne man 20 bis 30 Prozent der Baumkronen, gelange so viel Licht nach unten, dass der Rasen an der Böschung wieder wachse. Doch der Vorschlag wurde von der Politik in Bausch und Bogen verworfen, die Bäume sollen nicht angetastet werden.
Für Ricarda Kiwit, die als selbstständige Gartengestalterin in Meerbusch arbeitet, ein Unding: „Die Kronen sind ausgefranst und strubbelig, man sollte sie schon aus optischen Gründen beschneiden. Das ist für die Bäume auch gar kein Problem.“ Überall in der Stadt würde das gemacht, ohne dass sich jemand beschwere — sogar auf der Kö. Als Beispiel zeigt sie einige Exemplare schräg gegenüber von Abercrombie, wo für eine Baustelle Äste abgesägt wurden. Kiwit: „Da hatte offenbar niemand ein Problem mit.“
Das Kernproblem des Kö-Grabens sieht die 55-Jährige in mangelnder gärtnerischer Pflege. So werde Unkraut nicht konsequent beseitigt. Im Mauerwerk der Giardetbrücke findet sie etwa einen Ahorn-Sämling: „Der ist bestimmt schon drei Jahre alt. Wieso steht der da? Der sprengt bald den Stein weg. Unnötig.“ Auch dass der Rasen im Schatten der Platanen nicht richtig wachsen will, sei eine Sache der Pflege. „Der Boden braucht Düngung und Licht. Wetten, dass der Rasen dort problemlos wächst, wenn beides vorhanden ist?“
Die Platanen wiederum hätten längst beschnitten gehört. Kiwit verweist auf das Buch „Geliebte Kö“ von Fritz Wiesenberger von 1971. Darin heißt es über die Platanen: „Die Bäume, die jährlich neue Triebe von 80 bis 100 Zentimeter Länge aufweisen, müssten von Zeit zu Zeit kräftig zurückgesetzt werden.“ Andernfalls werde die Allee „ihren Charakter verändern“.
Unrealistisch ist für Kiwit der Plan von Pflanzenkünstlerin Tita Giese. Die hatte vorgeschlagen, die Böschung umzugestalten: Efeu auf weißem Quarzsplit sehe besser aus und sei pflegeleicht. Das bezweifelt Kiwit. So werde es schwierig, das Herbstlaub aus dem Efeu zu entfernen. Vor allem sei Efeu an dieser Stelle völlig ungeeignet, denn: „Das ist kein Bodendecker, sondern eine Kletterpflanze. Der Efeu wird die Bäume hochmarschieren. Die würden das zwar überleben, aber hübsch sieht es bestimmt nicht aus.“
Das sieht Peter Wienen, neuer Chef der Kö-Anlieger, ähnlich. Im WZ-Interview hatte er mit Blick auf die Kö gefragt, ob man nicht pfleglicher mit diesem tollen Objekt umgehen sollte“. Er bedauere, dass der Vorschlag für einen Beschnitt der Bäume „so rasch beiseitegeschoben wurde“.
Dass es dabei bleibt, macht indes Jürgen Fischer, Referent im Grün-Dezernat, klar: „Das angedachte Gutachten wird nicht weiterverfolgt, weil die Politik einhellig dagegen ist.“ Stattdessen werde man den Giese-Vorschlag auf Realisierbarkeit testen. „Zurzeit läuft die Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Dann sehen wir weiter.“