Porträt Peter Haseley verabschiedet sich von Musikschule

Düsseldorf · 24 Jahre hat der gebürtige New Yorker an der Clara-Schumann-Musikschule gewirkt, jetzt geht der Leiter in den Ruhestand. Aber er hinterlässt viel.

Peter Haseley wird am Dienstag als Leiter der Musikschule verabschiedet.

Foto: Clara-Schumann-Musikschule

Musik hat Peter Haseley, der in New York geboren wurde, mit der Muttermilch eingesogen. Denn seine Mutter spielte immer schon Klavier und sang im Kirchenchor. So lag es für den sechsjährigen Peter nah, auf demselben Instrument erste Gehversuche zu unternehmen. Tatsächlich beendete er später sein Musikstudium an der New Yorker Eastman School im Hauptfach Klavier mit Bachelor und Master. Erst als durch ein Fulbright-Stipendium in den späten 1970er Jahren erstmals ins Land von Beethoven und Brahms kam – und zwar an die Kölner Hochschule für Musik und Tanz –, belegte er seinen ersten Deutschkurs. Er konnte nicht ahnen, dass er 40 Jahre später akzentfrei Deutsch redet und heute bei Partys und Familienbesuchen in seiner Heimat eher für einen Deutschen denn für einen Amerikaner gehalten wird.

Fast zwei Drittel seines Lebens hat Haseley in Deutschland verbracht – zuerst in der Domstadt, die längste Zeit aber in Düsseldorf, wo der 1,88 Meter hoch gewachsene Mr. Haseley 24 Jahre lang das Musikleben der Stadt entscheidend geprägt hat. Weniger auf dem Podium – obwohl er heute noch ziemlich gut Klavier spielt –, eher in der Jugendarbeit. Genauer: als Leiter der Clara-Schumann-Musikschule, die mit über 7000 angemeldeten Schülern aus vielen Nationen und 3000 in Ganztagsschulen zu den größten der Republik zählt (neben München und Stuttgart).

Über 3000 Kinder stehen derzeit aber auf Wartelisten, 14 volle Lehrerstellen sind nicht besetzt. Es schmerzt ihn, dass er diese Probleme trotz unermüdlichen Klinkenputzens bei Politikern seiner Nachfolgerin Doris Bischler (Fagottistin und promovierte Musikwissenschaftlerin) hinterlässt.

Bei Wettbewerben schneidet die Musikschule immer gut ab

Die Musikschule mutierte in letzter Zeit zur Talentschmiede: Beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ wartet sie pro Jahr mit 20 Preisträgern auf, beim Landeswettbewerb mit 40. Die Bilanz spricht für sich. Kommenden Dienstag, 24. September, übergibt er das Direktorenbüro seiner Nachfolgerin und sagt Adieu. Haseley, der im Oktober 66 wird, wird feierlich verabschiedet. Das Datum, den 24., wählte er symbolisch aus: 24 Jahre war er an der Musikschule. Eine lange Zeit.

Mit ihm geht sicherlich eine Epoche des städtischen Musiklebens zu Ende; Peter Haseley, stets mit offenem Ohr für Schüler, waltete nicht allein am Schreibtisch und Telefon, sondern gestaltete, kreierte immer neue Projekte und Kooperationen und unterrichtet immer noch. Mit Charme und Charisma, aber auch mit Durchsetzungskraft begeistert er Eltern, Schüler, Freunde und Förderer. Politiker kennen ihn als beharrlichen Verhandlungspartner mit diplomatischem Geschick. Letzteres half dem Netzwerker Haseley bei seinem Lieblings-Projekt – dem Umzug 2002 in ein saniertes Gebäude mit festen Unterrichtsräumen für die Musikschüler, die zuvor, wie im Wanderzirkus, durch die Stadtteile zogen. „Ohne die zwei Millionen Mark von den Mäzenen Helmut Hentrich und Udo van Meeteren hätte die Stadt 2000 nie das restliche Geld für den Bau an der Prinz-Georg-Straße locker gemacht und wir wären heute nicht hier,“ sagt er. Damit hinterlässt Haseley eine unverwischbare Spur in der städtischen Musikgeschichte.

Wichtiger Meilenstein: Der Umzug in das heutige Gebäude

Das herrschaftliche Gebäude in Derendorf war früher Gymnasium, dann Landesbildstelle und Zentrum für Freie Theaterszene. Haseley kämpfte dafür, dass aus dem Theatersaal der Udo-van-Meeteren-Saal wurde, in dem er jetzt gefeiert werden soll. Das Programm und die auftretenden Künstler spiegeln seine Verdienste. So spielt Evan Jilzov Beethoven: der 13-jährige Pianist setzte sich gerade beim Bundeswettbewerb an die Spitze. Die 19-jährige Chiara Wernet (ebenfalls Beethoven), zweite Preisträgerin, studiert heute Medizin, erzählt Haseley stolz. Nur 40 Prozent der Ehemaligen werden Musik-Profis oder -Pädagogen. Die Mehrheit absolviert andere Studiengänge oder Ausbildungen. Meist mit Erfolg. Kein Wunder, denn „Jugend musiziert“-Statistiken belegen: Die meisten Wettbewerbs-Preisträger bringen gleichzeitig exzellente Leistungen an weiterführenden Schulen und Unis.

Haseley: „Wer von Kind an Musik macht, lernt Disziplin, Ausdauer, Aufgeschlossenheit und Sensibilität.“ Zudem Charakterbildung. Und: Wer auf der Bühne Musik macht, gewinnt an selbstbewusstem Auftreten. Das Schönste bei allen Instrumenten ist, sagt er: „Man lernt. Von allein kommt nichts. Aber wenn man übt, regelmäßig trainiert, erreicht man sein Ziel.“

Leidenschaftlich ist das Bekenntnis. Voller Energie und Kraft. Klingt gar nicht nach müdem Rentner. „Ich habe GottseiDank genügend Ehrenämter, die mich auf Trab halten.“ So wird er den Landeswettbewerb leiten, arbeitet im Vorstand der Volksbühne, gibt Klavierunterricht und Seminare an der Robert-Schumann-Hochschule, beispielsweise. Und, schmunzelt er: „Ich kann endlich längere, ausgedehnte Reisen unternehmen.“