Düsseldorf Literatur-Prozesse vor Gericht

Ungewöhnliches Theater-Projekt im echten Schwurgerichtssaal.

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Düsseldorf. Applaudieren im Schwurgerichtssaal ist absolut verboten. Wer es nach einem Urteil trotzdem tut, bekommt Ärger mit dem Richter. Am Montagabend ist das Klatsch-Verbot aber aufgehoben. Denn dann feiert im großen Saal des Justizpalastes das Theaterprojekt „(un)schuldig!“ Premiere. 13 junge Hobby-Schauspieler fiebern dem Abend entgegen und wollen berühmte literarische Prozesse als Bühnenstück präsentieren.

Die Idee dazu hatten Regisseurin Katharina Weishaupt sowie die Kostüm- und Bühnenbildnerin Radha Freudemann. Kennen gelernt hatten sich die beiden als Regieassistenten am Schauspielhaus in der letzten Spielzeit von Amelie Niermeyer. Katharina Weishaupt hatte danach sogar selbst am Schauspielhaus inszeniert.

Mit dem ersten gemeinsamen Projekt betreten die beiden Neuland. „Wir möchten Theater an ungewöhnlichen Orten mit einer besonderen Atmosphäre machen“, erklärt Weishaupt die Idee. Den Saal im Landgericht, wo normalerweise echte Verbrecher verurteilt werden, fanden beide sehr spannend.

Nachgespielt werden in „(un)schuldig!“ Prozesse aus berühmten literarischen Vorlagen, darunter „Das Käthchen von Heilbronn“, „Der Kaufmann von Venedig“ oder „Frühlingserwachen“ von Wedekind. „Wobei das Stück von Wedekind kein Prozess ist, aber thematisch sehr gut passt“, so Radha Freudemann. Denn grundsätzlich geht es immer um die Frage „Schuld oder Unschuld?“

Auftreten werden auch keine Profis, sondern dreizehn junge Hobby-Schauspieler im Alter von 16 bis 22 Jahren. Die haben an den Proben als „Ferien-Projekt“ teilgenommen. „Leider haben wie nur vier Jungen dabei“, bedauert Weishaupt, „darum wird unser Kaufmann von Venedig auch von einer weiblichen Darstellerin gespielt.“

Als es darum ging, den Gerichtssaal für die Proben zu bekommen, gab es sofort eine Zusage. Unterstützt wird das Theaterprojekt außerdem von der Oberbilker Bezirksvertretung, dem Kriminalpräventiven Rat, dem Justizministerium und Mäzen Udo van Meeteren.

Noch völlig unklar ist, was nach der Premiere mit „(un)schuldig!“ passiert. Weishaupt: „Im Moment ist nur eine Aufführung geplant. Wir sehen nach dem Abend mal weiter.“ Am Sonntag findet außerdem um 18 Uhr ein Preview im Landgericht, Werdener Straße 1, statt. Die Aufführungen sind öffentlich, der Eintritt ist frei.