Borussia auf dem Thron

Der Rekordmeister gewinnt die Champions League. Ein 1:3 reicht nach dem 3:0-Hinspielerfolg gegen Charleroi.

Düsseldorf. Timo Boll hatten die Borussen als Lebensversicherung in die Aufstellung eingebaut. Der neue Weltranglisten-Zweite sollte an Position drei gesetzt den einen benötigten Einzel-Sieg im Final-Rückspiel der Tischtennis-Champions-League einfahren. Doch das brauchte der 29-Jährige nicht mehr, und darüber war er wohl selbst am meisten erleichtert.

Nicht nur wegen einer leichten Verhärtung der Rücken-Muskulatur. Als sein Mannschaftskollege Seiya Kishikawa den entscheidenden Ball zum Erfolg gegen Altmeister Jean-Michel Saive gespielt hatte, hüpfte Boll als Erster zum Jubeln von der Spielerbank, war dem großen Druck entronnen, unbedingt siegen zu müssen.

Nach dem 3:0 im Hinspiel lag die Borussia damit in der Gesamtwertung uneinholbar vorne, verlor am Ende mit 1:3, gewann damit aber trotzdem zum dritten Mal in der Klubgeschichte die Champions League. "Ich freue mich sehr, dass ich den entscheidenden Punkt machen konnte, aber das war ein Sieg der gesamten Mannschaft", sagte der Japaner Kishikawa.

Für die Gäste aus Belgien hatte es nur diesen einen Weg gegeben: Irgendwie zwei möglichst deutliche Siege einfahren und dann Boll schlagen - dann hätte nach dem Hinspiel-3:0 für die Düsseldorfer das Satzverhältnis den Ausschlag und den 50 mitgereisten Fans vielleicht Anlass zum Jubeln gegeben.

"Die haben ihre Aufstellung wunschgemäß voll getroffen", sagte Borussias Manager Andreas Preuß, der sonst eher dafür gut ist, im "Aufstellungs-Poker" das Bestmögliche herauszuholen. Jede andere Konstellation der Akteure wäre günstiger für die Düsseldorfer gewesen.

Nach dem ersten Einzel sah es auch ganz danach aus, als ob es noch richtig spannend werden könnte. Christian Süß hatte zwar klug, konzentriert und kompromisslos begonnen, sich dann aber den schnellen Schlägen des Chinesen Wang Jian Jun beugen müssen. Nur ein Satz hatte Süß gewonnen, ohne einen Einzel-Sieg hätte die Borussia deren fünf gebraucht. Deshalb setzte Preuß’ Herz auch für einen kurzen Moment aus, als Kishikawa gegen Saive den dritten Satz verlor.

Doch am Ende ging alles gut, zum dritten Mal setzte sich die Borussia die Champions-League-Krone auf, gewann zum zwölften Mal einen europäischen Titel. Die folgenden Einzel hatten zwar nur noch Schaukampf-Charakter, doch lediglich ein einige der 1.400 Zuschauer wollten lieber die Sonne auf dem schmucken Platz vor dem Tischtenniszentrum genießen.

Der Rest harrte in der (noch) nicht ausreichend klimatisierten Halle aus und ließ sich vor allem vom Duell Süß gegen Saive begeistern, ehe eben jener Kishikawa den Pokal bei der anschließenden Siegerehrung entgegennehmen durfte.

Da war das anfängliche Zittern bei allen Beteiligten längst der Erleichterung gewichen, gepaart mit vorausschauender Zurückhaltung auf das Final-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft am Mittwoch (19 Uhr, Staufenplatz).