Gießelmann: Super, wie uns unsere Fans gepusht haben
Der Linksverteidiger der Fortuna spürt jetzt innerhalb der Mannschaft und bei den Anhängern die Euphorie.
Auch Niko Gießelmann zeigte gegen den FC St. Pauli eine sehr gute Leistung und freut sich nun auf das Derby am Sonntag in Duisburg. Wir sprachen mit dem Derby-Fachmann, der als Ex-Hannoveraner (gegen Braunschweig) und Ex-Fürther (gegen Nürnberg) viel Erfahrung mit solchen Nachbarschaftsduellen hat.
Herr Gießelmann, wie groß ist die Vorfreude nach einem guten Spiel gegen St. Pauli und dem Sieg nun wieder in einem Derby anzutreten?
Niko Gießelmann: Es schön nach Duisburg mit einem Erfolgserlebnis im Rücken und einem guten Spiel zu fahren. Da freut man sich schon brutal, auch in einem ausverkauften Stadion spielen zu können. Das ist eine Superwoche für uns.
War der Druck groß, der sich vor dem Pauli-Spiel aufgebaut hatte?
Gießelmann: Wir haben uns nicht den ganz großen Druck gemacht und gesagt, wir müssen unter allen Umständen gewinnen. Das war überhaupt nicht der Fall. Aber die Spiele werden weniger, wir haben ein klares Ziel vor Augen und wollen die Position erhalten, die wir uns erarbeitet haben.
Ist es so, dass sich die Fortuna nur noch selbst stoppen kann - mit einer falschen Einstellung?
Gießelmann: Ja, wahrscheinlich ist es so. Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, sind wir schwer zu bezwingen. Wenn wir das also auch in den letzten neun Spielen schaffen, sollte nicht mehr so viel passieren. Wenn uns das nicht gelingt, sieht man aber auch, was passieren kann. Dann gibt es auch drei Spiele in Folge, die wir nicht gewinnen konnten. Das wäre gefährlich, weil auch unsere Verfolger mal eine Serie starten können. Wir dürfen uns nicht ausruhen.
Ist das vor allem Kopfsache?
Gießelmann: Das kann es sein. Aber darf es nicht sein. Wenn wir an unsere Stärken glauben und sie auch abrufen, dann müssten wir die große Chance, den Druck und alles andere vom Kopf her ausblenden können.
Auch Ihre eigenen Leistungen waren Schwankungen im Laufe der Saison unterworfen. Haben Sie damit gerechnet?
Gießelmann: Ich denke, das ist normal. Das ist bei mir so, dass ich auch in den vergangenen Jahren immer mal wieder ein kleines Tal hatte. Wenn man fast jedes Mal spielt und fast immer über 90 Minuten, dann kommt irgendwann mal ein Tal. Das gehört dazu, und es hängt auch von der Mannschaftsleistung ab. Das Schöne ist, dass das Tal durchschreiten nicht so lange dauert.
Wie gehen Sie allgemein mit Kritik um?
Gießelmann: Ich versuche sie auszublenden. Ich kann an meine Stärken glauben und mich selbst gut einschätzen. Ich habe da auch in meinem Umfeld gute Leute, die mich einnorden würden, falls ich abheben sollte. Das darf aber nicht vorkommen und würde auch nicht zu mir passen.
Warum kommt in Düsseldorf noch keine Euphorie auf, warum wird die Mannschaft so heftig kritisiert nach drei Spielen ohne Sieg?
Gießelmann: Das ist schwer zu erklären. Ich kenne es anders. Ich fand aber, dass es im Spiel gegen St. Pauli wieder viel besser war als davor. Das war der richtige Weg. Ich war begeistert darüber, dass die Fans in der Arena alle hinter uns gestanden haben, nachdem das 1:2 gefallen war. Es hat so geholfen, weil wir uns alle gedacht haben, dass wir uns bloß kein weiteres Tor fangen dürfen. Es wäre auch unfair gewesen, wenn wir noch eins kassiert hätten. Jetzt muss die Euphorie so bleiben. Bei uns ist sie auch da, auch wenn wir auf dem Boden bleiben müssen. Es war einfach super, wie die Zuschauer uns gepusht haben. Das hat uns nach vorne gebracht. Es wäre toll, wenn das jetzt in allen Spielen so ist.
Wie bequem ist den trotzdem das Ruhekissen von zehn Punkten Vorsprung auf den Vierten?
Gießelmann: Wenn wir dann mal auf die Tabelle schauen, dann ist nicht Platz vier interessant, sondern wir blicken auf den Abstand zum Dritten, weil wir uns das Ziel gesetzt haben, unsere Position zu halten.
Ihr Ex-Club hat das Derby gegen Nürnberg gewonnen . . .
Gießelmann: Da habe ich mich natürlich in zweierlei Hinsicht gefreut.
Falls Fürth dann die Klasse hält, darf auch Nürnberg aufsteigen?
Gießelmann: Mir ist es scheißegal, wer mit uns aufsteigt.