Profigolferin Sandra Gal: „Talent alleine genügt nicht“
Profigolferin Sandra Gal will die Nummer eins werden und hat auch abseits des Kurses einen ausgesprochen starken Auftritt.
Düsseldorf. Sie ist Deutschlands erfolgreichste Golfspielerin. Sandra Gal aus Düsseldorf ist seit 2008 Profi in der LPGA. Mit unserer Zeitung sprach sie über Platzangst, Frauengolf und Meditation.
Frau Gal, Sie haben das Golfen zum Beruf gemacht. Was fasziniert Sie an dem Sport?
Sandra Gal: Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man den Ball trifft, ihn unter Kontrolle hat. Oder beim Putten, wenn man spürt, dass der Ball reingeht. Außerdem ist man die ganze Zeit in der Natur, das mag ich. In Großstädten wie New York bekomme ich nach einer Weile Platzangst.
Wie sind Sie zu dem Sport gekommen?
Gal: Ich habe schon immer mit meinen Eltern Golf gespielt, aber nur in den Ferien. Erst mit 14 Jahren habe ich angefangen, ernsthaft zu trainieren.
Und was haben Ihre Mitschüler dazu gesagt?
Gal: Wer hat schon als Kind Golf gespielt? Natürlich haben mich die Leute komisch angeguckt.
Sie haben es trotzdem gern gemacht und sind für das Golfen sogar in die USA gegangen. Warum?
Gal: Das Wetter in Florida ist einfach besser, dort kann ich das ganze Jahr über auf dem Golfplatz stehen. Aber vor allem konnte ich dort Studium und Sport verbinden. Die Vorlesungen werden um das Training herum gelegt.
Sie haben für Ihr College gespielt und den Sprung zu den Profis geschafft. Was ist ihr nächstes Ziel?
Gal: Mein größter Traum ist es, die Nummer eins zu werden. Auch wenn das für manche Leute vielleicht eingebildet klingt. Aber ich kann schließlich schlecht sagen, dass ich gern die Nummer 15 werden möchte. Ich möchte die Beste sein, die ich sein kann und ganz vorne in der Weltspitze mitspielen.
Wie realistisch ist das?
Gal: Ich habe schon ein Turnier gewonnen und einige gute Platzierungen erzielt. Wenn ich weiter hart arbeite, kann ich es schaffen, Talent alleine reicht nicht.
Was unterscheidet denn einen guten von einem sehr guten Golfer?
Gal: Man muss sich gut kennen und sich vertrauen, um gut zu spielen. Man muss eine Technik-Basis haben, aber wer vorne ist, darüber entscheidet der Kopf. Ich meditiere sehr viel, damit ich mich im richtigen Moment auf den Schlag fokussieren, aber zwischendurch im Spiel auch abschalten kann.
Tatsächlich sind Sie in vielen Ländern jetzt schon ein Star.
Gal: In Korea ist Golf eine Massensportart. Bei den Turnieren sind immer richtig viele Fans, die Autogramme wollen und mitfiebern. Kann man sich in Deutschland kaum vorstellen.
Warum ist das in Deutschland anders?
Gal: Ich denke, es liegt auch daran, dass Golf im deutschen Fernsehen, anders als etwa in den USA, nicht gezeigt wird. Frauengolf schon gar nicht. Das ist schade. Aber durch Martin Kaymer und vielleicht auch durch andere deutsche Profis nimmt das Interesse am Golf doch zu. Hoffentlich trage ich auch ein wenig dazu bei. Und Golf wird mehr zum Breitensport, der auch nicht mehr so teuer ist wie früher.
Vermissen Sie Ihre Heimat?
Gal: Ich reise viel und bin hibbelig, wenn ich ein paar Wochen an einer Stelle bin. Aber natürlich vermisse ich Deutschland. Besonders das Brot (lacht). Meine Familie besucht mich glücklicherweise oft und kommt zu meinen Turnieren.