Tim Conboy: Ich hatte hier eine gute Zeit
Der 36-Jährige spricht in unserem Abschieds-Interview über seine schwere Verletzung, die Pläne für die Zukunft und was der Düsseldorfer EG zuletzt gefehlt hat.
Publikumsliebling Tim Conboy hat in insgesamt sechs Jahren in der Deutschen Eishockey Liga nicht nur bei seinen Gegenspielern Spuren hinterlassen. Nun ist die Karriere des sympathischen US-Amerikaners beendet. Die Conboys gehen zurück in die Heimat. Die WZ hat noch einmal mit dem Verteidiger gesprochen.
Herr Conboy, was tut gerade mehr weh? Das Karriereende oder der Schmerz im operierten Knie?
Tim Conboy: Eine schwere Frage, aber ich würde sagen, es ist das Karriereende. Ich hätte eigentlich gerne noch zwei oder drei Jahre Eishockey gespielt. Aber ich hatte das ganze Jahr über große Schmerzen im linken Knie. Bei der Operation wurde es praktisch völlig neu strukturiert und aufgebaut. Es ist hart zu akzeptieren, aber das ist Risiko eines Profisportlers.
Wie war es, über Monate und somit den Großteil der Saison nur auf der Tribüne zuschauen zu können?
Conboy: Das war extrem hart für mich. Als das Ganze im Oktober anfing, wusste ich erst gar nicht, was los war. Nicht auf dem Eis zu sein und den Jungs zu helfen, mitzuspielen und etwas beizutragen, war schwer zu ertragen.
Haben Sie sich noch immer als vollwertiger Teil des Teams gesehen während der Verletzungspause? Oder fühlt sich ein Spieler dann vielleicht sogar als „Fremder“ in der Umkleidekabine?
Conboy: Du fühlst dich definitiv ein bisschen wie ein Außenseiter. Obwohl du praktisch jeden Tag in der Nähe der Teamkollegen bist. Wenn du aber nicht in der Lage bist zu spielen, bist du eine Ablenkung für die anderen Jungs. Sie versuchen, ihren Job zu machen. Ich habe in meiner Karriere für Trainer gespielt, die nicht wollten, dass du als verletzter Spieler überhaupt zur Halle kommst. Es ist schwer, den Mittelweg zu finden in diesen Situationen. In der zurückliegenden Saison war ich mehr Fan der DEG. Aber das hat trotz der Schmerzen auch ein bisschen Spaß gemacht.
Also waren Sie auch in taktische Aspekte gar nicht mehr richtig eingebunden?
Conboy: Nein, in diesem Jahr unter Mike Pellegrims nicht. Aber da mache ich ihm keinen Vorwurf. Als Christof Kreutzer Trainer war, wurde ich schon ein bisschen eingebunden. 2014, als ich erstmals Probleme mit meinem Knie hatte, hat es Spaß gemacht, als Co-Trainer auszuhelfen. Da siehst du das Spiel eben doch aus einer anderen Perspektive und merkst, wie schwierig es für Trainer ist, alles im Blick zu behalten.
Ende Januar hat die DEG bekanntgegeben, dass Sie ihre Karriere beenden müssen. Wann wussten Sie es?
Conboy: Nicht lange vor diesem Tag. Im Hinterkopf wusste ich es vielleicht schon länger. Aber ich habe immer noch gehofft und diese Gedanken weggeschoben. Ich war bei so vielen verschiedenen Ärzten, habe viele verschiedene Meinungen gehört. Selbst von Medizinern aus der USA. Doch alle haben mir dasselbe gesagt: „Du wärest dumm, wenn du noch mal spielen würdest.“ Als der Moment dann kam, machst du dir erstmal Gedanken und fragst dich, was als nächstes passiert. So richtig vorbereitet bist du nicht.
Wie geht es denn jetzt weiter, wenn Sie wieder in die USA zurückgehen?
Conboy: Erst einmal möchte ich meinen Uni-Abschluss in „Health and human performance“ („Gesundheit und menschliche Leistung“, Anm. d. Red.) machen und gesund werden. Mein Körper hat eine Menge mitgemacht. Es wird eine neue Situation für mich. Vor allem nicht mehr immer unterwegs zu sein. Jetzt werde ich Fan meiner beiden Jungs, die selbst Eishockey spielen. Später könnte ich mir durchaus vorstellen, Trainer zu werden. Im Umgang mit Spielern und Verletzungen würde mir dieser Studienabschluss helfen. Auch deshalb nehme ich das in Angriff.
Wie schwer wird es sein, im Herbst Eishockey zu schauen, wenn alle in die neue Saison starten?
Conboy: Die Narbe an meinem Knie wird mich daran erinnern, dass meine Zeit vorbei ist. Und ich hatte eine gute Zeit als Profi. Deshalb ist mir da nicht bange. Ich werde nicht neidisch sein oder mich bemitleiden.
Sechs Jahre Deutschland, zwei in Ingolstadt und vier in Düsseldorf. Was waren die schönsten und negativsten Momente oder Erlebnisse?
Conboy: In Ingolstadt natürlich die Meisterschaft im Jahr 2014. Negativ während meiner Zeit dort, war eigentlich nur der Anfang. Die ersten sechs Wochen in Deutschland haben wir uns als Familie nur schwer zurechtgefunden. Aber dann ging es besser und es hat uns gefallen. Wir haben die deutsche Kultur schätzen gelernt. In Düsseldorf haben wir so viel Schönes erlebt. Es ist schwer, etwas herauszuheben. Vielleicht ist es der erste Eindruck von der Stadt gewesen. Es ist größer als Ingolstadt. Der Rhein, die Königsallee, die Altstadt — das hat meine Frau Sheena und mich sehr beeindruckt. Negativ war eigentlich nur, dass ich zu oft verletzt war.
Was hat in den vergangenen beiden Spielzeiten bei der DEG gefehlt, um in die Play-offs zu kommen?
Conboy: Kontinuität. Das war das größte Problem. Wir haben nicht konsequent genug unsere Art von Eishockey gespielt. Es war eine Achterbahnfahrt. Und das ist in dieser Liga, in der 14 Mannschaften in die Play-offs wollen, einfach zu wenig.
War Mike Pellegrims nach Christof Kreutzer der falsche Trainer?
Conboy: Schwer zu sagen. Es war von Beginn an nicht leicht und hat insgesamt offenbar nicht gepasst zwischen ihm und der DEG. Es gibt ein schönes Zitat vom legendären Basketball-Trainer Phil Jackson aus den USA: „Sehr gute Trainer versuchen nicht, zu viel zu kontrollieren.“ Mike hat versucht, alles zu kontrollieren. Das hat Dinge schwergemacht. Aber es lag nicht an seinem Willen oder Einsatz. Er ist der bestorganisierte Trainer, unter dem ich je gespielt habe.
Was sollten die Erwartungen der DEG an die neue Saison sein?
Conboy: Düsseldorf ist eine Eishockey-Stadt und wird es immer sein. Ich hoffe, dass es nicht ein Jahr ohne Play-offs gibt. Die Fans und die Stadt haben mehr verdient als zuletzt.