Tischtennis-WM Tischtennis als Hoffnung auf ein besseres Leben

Die ersten beiden Tage der WM gehören den Exoten aus aller Herren Länder

Kanate Ali und Akissi Drame aus der Elfenbeinküste.

Foto: Alexander Fischer

Düsseldorf. Bei Weltmeisterschaften treffen sich nicht die Besten der Welt, sondern die, die weltweit Tischtennis spielen. Egal ob gut oder schlecht. Um ihnen nicht weh zu tun: weniger gut!

Männer, die in ihrer Heimat selbstständig oder arbeitslos sind, die ohne Coach angereist sind oder sich ihren Trip nach Deutschland selbst finanziert haben. Frauen, die noch zur Schule gehen, die von ihrem Sport niemals leben werden, die nicht einmal ausreichend trainieren, um beispielsweise in Deutschland in der Oberliga mitspielen zu können. Reine Amateure eben!

Die Libanesen Maysa Bsaibes und Avo Moumjoghlian.

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Hier Chinas Superstars, deren Partien stundenlang im Fernsehen gezeigt werden, da Außenseiter aus Schwarzafrika, aus Kriegsregionen, aus Asien, für die es ein vielleicht einmaliges Erlebnis ist, bei einer WM antreten zu dürfen. Ihnen sind die ersten beiden Tage in Düsseldorf, in denen die Qualifikationen in allen fünf Wettbewerben (Herren- und Damen-Einzel, Herren- und Damen-Doppel, Mixed) stattfindet, gewidmet. Nicht vor ausverkauften Rängen wie am Pfingstwochenende, aber vor einigen hundert Anhängern, die bisweilen staunen, wie auch Exoten das Bällchen fliegen lassen können.

Wie Kanate Ali und Akissi Drame aus der Elfenbeinküste, die sich redlich mühen, deren technische Fähigkeiten jedoch zu beschränkt sind, um den beiden Türken Abdulla Yigenler und Simay Kulakceken Paroli bieten zu können. Was Kanata Ali mit einem Lächeln quittiert. "Wir wollen nur Spaß haben", freut sich der 20-Jährige, der in Paris lebt und dort am Flughafen Orly als Kofferträger arbeitet. Mit seiner Partnerin, die in der ivorischen Metropole Abidjan noch zur Schule geht, kann er nicht trainieren, was jedoch kein Problem sei, so Ali: "Die meisten Gegner fürchten uns ja sowieso nicht."

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Das gilt auch für die Libanesen Avo Moumjoghlian und Maysa Bsaibes, die zwei Zyprioten nach fünf Sätzen in die Knie zwingen und sich um den Hals fallen, als hätten sie gerade Fang Bo und Petrissa Solja eliminiert. "Einen Trainer haben wir nicht dabei, dazu reicht das Geld nicht", erzählt der 25-Jährige Avo. Und seine um ein Jahr jüngere Partnerin, die beide in Beirut leben, ergänzt: "Hätten wir jemanden, der sich um uns kümmert, wären wir auch noch besser und müssten nicht in der Qualifikation antreten."

Diese bleibt auch dem Sudanesen El Mutasim Idris nicht erspart, der sich eine 0:4-Bestrafung gegen den Mongolen Bilegt Batkhishig einhandelt. "Kennst du einen Verein für mich irgendwo in Europa? Ich spiele dort auch ohne Geld. Bitte schau, was ich drauf habe", fleht er den Reporter an. Der 25-Jährige möchte seine Heimatstadt Khartum verlassen, er möchte raus aus der Armut, er möchte etwas erleben, er hat sich noch lange nicht aufgegeben. Die WM in Düsseldorf ist eine Bühne für ihn. Eine Bühne für ein besseres Leben.

Manash Chowdhury aus Bangladesh ist eigentlich Zahnarzt. Seine Schwester Munisa Morshed ist die Vizepräsidentin des nationalen Verbandes.

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Dieses sucht Manash Chowdhury nicht. Der 41-Jährige aus Bangladesh, dem bislang letzten von 226 Staaten, der sich dem Welt-Tischtennis-Verband ITTF angeschlossen hat, ist Zahnarzt. Am Sonntag hat er noch gearbeitet, in der Nacht ist er geflogen, am Montagmorgen in Düsseldorf gelandet und statt ins Hotel gleich völlig übermüdet in die Messehalle gefahren. Die Strapazen waren ihm beim 0:4 gegen den Indonesier Muhammad Negara deutlich anzumerken. Betreut wird der Dentist von seiner Schwester Munisa Morshed, der Vizepräsidentin des nationalen Verbandes. "Sie hat auch dafür gesorgt, dass ich die Reise finanziell überhaupt machen konnte", ist Manash seiner Schwester, die hinter der Umrandung fleißig klatscht, dankbar.

Schließlich treffen bei Weltmeisterschaften nicht die Besten der Welt, sondern die, die weltweit Tischtennis spielen, aufeinander.