Tischtennis/Borussia: Christian Süß - "Die Auslosung ist ätzend"
Im WZ-Interview äußert sich Borussias Christian Süß zu seinem Formtief und den Einzel-Meisterschaften in Chemnitz.
Düsseldorf. Herr Süß, im Halbfinale bei den Deutschen Meisterschaften in Chemnitz wäre Timo Boll am Sonntag Ihr Gegner. Ein programmiertes Ausscheiden?
Süß: Die Auslosung ist wirklich ätzend, zumal ich in Deutschland ja Nummer zwei bin und Timo Nummer eins ist. Aber für das Turnier wird nicht nach der deutschen Rangliste gesetzt, sondern nach anderen Regeln. Im vergangenen Jahr habe ich gegen Timo im Halbfinale 2:4 verloren. Etwas schade, denn ich war noch nie in einem Finale um die Deutsche Einzel-Meisterschaft.
Am Samstag geht es für Sie los in der K.O.-Runde unter 32 Teilnehmern. Was stellen Sie sich vor?
Süß: Im Doppel wäre mit Timo Boll alles andere als der Titelgewinn eine Enttäuschung. So etwas wie im vergangenen Jahr mit der Niederlage im Finale gegen Lars Hielscher und Bastian Steger soll nicht noch einmal passieren. Im Einzel ist das Ziel klar: Ich will ins Halbfinale kommen und dann gegen Boll alles versuchen.
Sind Sie noch sauer, weil die Trainer Sie vor einer Woche beim Turnier in Kuwait aus dem Wettbewerb genommen haben?
Süß: Nein, nicht wirklich. Das ist insgesamt sowieso zu negativ rübergekommen. Es war ja auch keine Suspendierung, sondern eher eine abgestimmte Maßnahme, die mir helfen und mich nicht bestrafen sollte.
Was haben zuerst gedacht?
Süß: Ich fühlte mich enttäuscht und innerlich ziemlich leer. In dem Moment war ich sportlich eh am Boden. Da hat mir vor allem meine Lebensgefährtin Elke (Wosik, d. Red.) geholfen und mich wieder aufgebaut.
Und wie denken Sie jetzt darüber?
Süß: Es hat mich aufgeweckt und mir neue Kraft gegeben. Ich muss meine Erwartungen zurückschrauben und mich nicht selbst nach jeder Niederlage runtermachen. Ich habe meine Leistungen selbst zu schwach gemacht.
Hat sich der Lern-Effekt im Bundesligaspiel gegen Grenzau bemerkbar gemacht?
Süß: Ja, denn ich habe die Niederlage im ersten Einzel gegen Cheung Yuk schnell abgehakt, was mich sonst vielleicht kaputt gemacht hätte. Danach habe ich Lucjan Blaszczyk klar geschlagen.
Aber die Borussia hat 4:6 verloren - ein herber Rückschlag?
Süß: Ein Rückschlag sicher, aber das 3:6 in Gönnern war ein viel schlimmerer. Gegen einen starken direkten Konkurrenten um die vorderen Plätze wie Grenzau darf man verlieren. Dafür ist das Niveau zu eng beieinander.
Wie steht es jetzt um die Chancen der Borussia in dieser Saison?
Süß: Immer noch gut, auch wenn wir uns keine Ausrutscher erlauben dürfen. Zum Glück reicht ja jetzt wohl auch der dritte Platz für die Qualifikation zur Champions League, weil Ochsenhausen im Viertelfinale ausgeschieden und deshalb nicht automatisch im nächsten Jahr dabei ist und einen deutschen Startplatz belegt.