Malerfürst Lüpertz in Handschellen
Laut Polizei ging er bei Rot und wollte sich nicht ausweisen.
Düsseldorf. Malerfürst gegen Staatshoheit — so könnte man den erbitterten öffentlichen Streit überschreiben, den sich Maler und Bildhauer Markus Lüpertz derzeit mit der Düsseldorfer Polizei liefert. Er soll am Dienstag in der Innenstadt bei Rot gegangen sein — wenig später klickten die Handschellen.
Nach Darstellung des 72-Jährigen — einem der bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart und bis 2009 Rektor der Kunstakademie in Düsseldorf — wollte er an der Ratinger Straße die Fahrbahn überqueren. „Ich bin vielleicht einen Schritt zu früh losgegangen“, gibt er zu. „Aber das ist doch kein Grund, einen alten Mann am helllichten Tag mit dem Gesicht gegen eine raue Wand zu drücken, die Arme hochzubiegen und ihm Handschellen anzulegen. Wo leben wir denn?“ Er prüfe eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung.
Das Polizeipräsidium schildert das Geschehen etwas anders: Lüpertz sei vor den Augen einer Polizistin bei Rot gegangen, habe nicht auf ihre Rufe reagiert. Als sie ihm die Hand auf die Schulter legte, habe er sie weggeschoben, ging angeblich stur weiter und weigerte sich, seine Personalien herauszurücken — bis die Beamtin Unterstützung anforderte und den Malerfürst fesselte, um an seinen Ausweis zu kommen.
Es sei um die Eigensicherung der Polizistin gegangen, erklärt Polizeisprecher Markus Niesczery: „Es wird niemand gefesselt wegen eines Rotlichtverstoßes.“ In einer Mitteilung des Präsidiums ist vielmehr von der „aggressiven Haltung“ des Künstlers die Rede. „Anweisungen und Maßnahmen von Polizeibeamten ist generell Folge zu leisten“, betont Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Und das gilt eben auch für Berühmtheiten.
Neben der Anzeige wegen des Rotlichtverstoßes erwartet Lüpertz ein Verfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Laut Staatsanwaltschaft steht darauf eine Strafe von bis zu drei Jahren Haft.