Bildung in Meerbusch Wechselunterricht soll Infektionsrisiko mindern

Meerbusch · Die meisten Klassen wechseln täglich zwischen Präsenz- und Distanzunterricht. Die Politik plant, Luftfilter nach dem „Mainzer Modell“ zu testen, um das Infektionsrisiko in den Schulen zu verringern.

Anne Weddeling-Wolff, Leiterin der Martinus-Grundschule, achtet auf den Lernstand der Kinder.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Nach Wochen mit reinem Distanzlernen starten am Montag die acht Meerbuscher Grundschulen mit einem Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht. Durch die Aufteilung der Klassen in jeweils zwei Gruppen soll das Infektionsrisiko verringert und gleichzeitig das Lernen wieder im engeren Austausch möglich werden. Dabei bevorzugen viele Meerbuscher Grundschulen den täglichen Wechsel der beiden Gruppen, sodass eine jeden Montag und Mittwoch in die Schule kommt, die andere jeweils Dienstag und Donnerstag. Der Freitag wechselt wöchentlich.

So praktiziert es auch die Pastor-Jacobs-Schule in Lank. „Damit schaffen wir für die Eltern Verlässlichkeit“, sagt Schulleiterin Kerstin Manteufel. Im Präsenzunterricht stehen die Fächer Mathe und Deutsch im Fokus, einmal die Woche steht Englisch auf dem Stundenplan. An den Freitagen kommen auch Fächer wie Kunst und Sport zum Zug. Sie werden auch im Distanzlernen berücksichtigt, ebenso wie die Singpause.

Die ersten und zweiten Klassen haben täglich vier Stunden Unterricht, die dritten und vierten fünf Stunden. Bei der Gruppeneinteilung wurde darauf geachtet, dass Geschwister zusammenbleiben, nach Möglichkeit auch enge Freunde. „Das ist ganz schön tricky, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, nicht alle Wünsche kann man erfüllen“, sagt die Schulleiterin.

Auch die Martinus-Schule in Strümp arbeitet mit dem täglichen Wechsel der Gruppen. „Die Kollegen planen so, dass sie im Präsenzunterricht den Schülern den Input geben, mit dem sie am nächsten Tag zu Hause selbstständig arbeiten können“, erklärt Schulleiterin Anne Weddeling-Wolff. Zunächst einmal ginge es im Präsenzunterricht darum, den tatsächlichen Lernstand der Kinder nach dem Distanzunterricht festzustellen. Die Rückmeldungen der Eltern dazu seien unterschiedlich gewesen. Einige seien offenbar ganz gut zurechtgekommen. Wo dies nicht so gut gelungen sei, wurden die Kinder in der Notgruppe unterstützt, so gut es ging. „Es ist eine Ausnahmesituation für alle, und das bleibt es auch“, sagt Weddeling-Wolff. „Es ist nicht eine Schule alleine betroffen, sondern ein ganzes Land. Das nimmt mir die Sorge.“

Das tägliche Wechselmodell wird an der Adam-Riese-Schule in Büderich ebenfalls umgesetzt. Hinzu kommt, wie an den anderen Schulen auch, die Notbetreuung von Schülern, die nicht zu Hause im Distanzunterricht lernen können. Vormittags werden sie von den Lehrern mitbetreut, ab Mittag von Mitarbeitern des Offenen Ganztags. Das stellt hohe Anforderungen an die Kollegen. „Die Notfallbetreuung ist wichtig, und das machen wir auch gerne. Aber die Probleme sind überall die gleichen: Dazu haben wir zu wenig Leute. Man kann dabei gar nicht allen gerecht werden“, sagt Schulleiter Marc Adams. Bis Ostern wird das Wechselmodell erst einmal praktiziert, bis klar ist, wie es angesichts der Infektionslage weitergehen kann.

Langfristige Lösungen für bessere Luft sollen kommen

Wie Infektionen in den Schulen am besten vermieden werden können, darüber wurde auch im Hauptausschuss diskutiert. Langfristig soll es eine Lösung für bessere Raumluft in den Klassen geben. „Aber das wird dauern“, kündigte Bürgermeister Christian Bommers an. Politiker und Verwaltung waren sich aber einig, dass eine schnelle Lösung her muss, die rechtlich unbedenklich umgesetzt werden kann. Die Fraktion der Grünen brachte in diesem Zusammenhang das „Mainzer Modell“ ins Spiel: Forscher des Max-Planck-Instituts in Mainz haben diese simple Form eines Lüftungssystems für Schulen entwickelt. Es soll bis zu 90 Prozent der Aerosole aus Klassenräumen ins Freie blasen und so das Ansteckungsrisiko minimieren. In Grefrath testen schon einige Schulen das „Mainzer Modell“. Die Kosten dafür sind gering, das Material für die Anlage gibt es in jedem Baumarkt für rund 200 Euro.

Grünen-Ratsherr Jürgen Peters schlug vor, dass Eltern die Anlage als Behelfslösung selbst einbauen könnten. Das war dem Technischen Beigeordneten Michael Assenmacher dann aber doch zu riskant. „Die Idee ist grundsätzlich gut“, betonte er und erklärte: „Wegen der Haftung sollten aber nur Fachfirmen die Anlage bauen.“ Dann wird das Ganze schon teurer: rund 1600 Euro pro Klassenraum.

Doch die Meerbuscher Eltern drängen längst auf eine schnelle Lösung. Bürgermeister Bommers berichtet, dass ihn verstärkt Nachfragen zum Thema Lüften erreichten. Im Hauptausschuss wurde deshalb beschlossen, dass 25 000 Euro in den Haushalt eingestellt werden. Mit dem Geld sollen dann Lüftungssysteme nach dem „Mainzer Modell“ in „vernünftig ausgewählten Meerbuscher Schulen“ testweise eingebaut werden. Welche Schulen das sein werden, das soll die Verwaltung entscheiden.