Mehr Grün für das Düsseldorfer Bahnhofsviertel

Beim Quartiersspaziergang bepflanzten Anwohner spontan Baumscheiben — und bekommen Unterstützung.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. In der Bahnhofsmission versorgt Barbara Kempnich noch schnell einen Wohnungslosen mit einem Schlafsack und eine Reisende mit einem Kühlkissen. Dann ist der Dienst hier beendet. Sie holt einen Handkarren hervor. Der ist beladen mit Gießkannen, Schaufeln, Harken, Handschuhen und Pflanzen. Kempnich zieht ihn temperamentvoll durch die rappelvolle Bahnhofshalle. Es geht zum Konrad-Adenauer-Platz. Der Quartiersspaziergang hat mitten im Bahnhof begonnen.

Das tut er immer. Seit zwei Jahren bietet die Diakonie mit ihren Quartiersprojekten Bahnhof und Stadtmitte Aktionen an. Im Blick dabei sind die Anwohner, für die das nicht einfache Bahnhofsumfeld schließlich auch eigener Stadtteil ist. „Es gibt hier ganz viele Gruppen, die gegeneinander eingestellt sind“, sagt Barbara Kempnich. „Wir versuchen auf unseren Spaziergängen, neue Perspektiven einzunehmen, zu erkunden und Menschen miteinander zu vernetzen.“

Heute nun steht das Thema Grün im Mittelpunkt. Das war ein Wunsch vieler, dass es rund um den Bahnhof grüner wird. Quartiersentwicklerin Petra Buchta-Meuser hat dazu beim Gartenamt Blumensamen geholt und sie in Tütchen à zehn Gramm abgepackt. Das reicht für einen Quadratmeter. Allein, wo soll das Saatgut nun verteilt werden? Barbara Kempnich steuert auf das Grün zwischen den Rheinbahn-Gleisen zu. Doch halt: Deren Betreten ist verboten. Ein neuer Pflanzplatz muss her.

Er ist um die Ecke an der tristen Baumscheibe eines Ginkos an der Bismarckstraße schnell gefunden. Die Gruppe der Anwohner krempelt die Ärmel hoch und geht ans Werk. Der harte Boden wird gelockert, die Samen werden eingearbeitet. Nun aber muss gut gegossen werden. Kempnich geht ins gegenüberliegende Café. Die Mitarbeiterin freut sich über die spontane Aktion, spendiert das Wasser und verspricht, künftig zu gießen.

Nun überlegt die Gruppe, wo sie weiter pflanzen könnte. Da sehen sie, dass auch schon vor einem griechischen Lokal und einem türkischen Imbiss auf der Fahrradstraße die Baumscheiben hübsch bepflanzt sind. Also wird eine zweite, noch karge Baumscheibe mit den Samen und kleinen Pflanzen bestückt. Eine Mitarbeiterin des benachbarten Bio-Supermarktes schaut vorbei und freut sich über die Aktion. Ob sie denn auch künftig die Baumscheibe gießen werde, wird sie gefragt. „Klaro, das kriegen wir hin.“ Und auch Osman Bolukbas vom türkischen Imbiss will alles dafür tun, dass bald mehr Grün vor seinem Lokal sprießt und blüht.

Der Quartiersspaziergang endet heute bereits an der Bismarckstraße. Die Aktion lässt die Menschen zusammenrücken, in einem Stadtteil, der, geprägt durch den Bahnhof, schwierig ist.