Verkehr Stadt Düsseldorf will mehr Tempo 30 auf den Straßen – auch auf der Königsallee

Düsseldorf · Auf 28 Straßen in Düsseldorf soll zukünftig langsamer gefahren werden – auch auf Hauptstraßen. Aber nur auf zweispurigen, und daran gibt es Kritik.

Die Königsallee soll Tempo 30 bekommen. Darüber entscheidet der Verkehrsausschuss am Mittwoch.

Foto: Polizei Düsseldorf/dpa

Düsseldorf soll auf mehr Straßen eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer bekommen: Darüber jedenfalls wird der Ordnungs- und Verkehrsausschuss am Mittwoch beraten. Die entsprechende Informationsvorlage mit 28 Straßen und -abschnitten ist bereits einsehbar und wurde von der Stadtverwaltung angefertigt. Berücksichtigt wurden bei den Hauptverkehrsstraßen nur solche, die insgesamt nicht mehr als zwei Spuren haben und an Grundschulen, Krankenhäusern oder Altenheimen vorbeiführen. Auch kleinere Straßen sind aufgeführt, hier ist eine Reduzierung aus Sicht der Stadtveraltung auch ohne Schulen etc. sinnvoll, oder der Lärmschutz ist ausschlaggebend – dann soll nur nachts die Tempo-30-Regelung gelten. Eine prominente Straße fällt gleich auf: die Königsallee. Auch sie soll in voller Länge und rund um die Uhr die Geschwindigkeitsbegrenzung bekommen. Die Bilker Allee ist allerdings nicht unter den vorgeschlagenen Straßen. Die Bevölkerung hat schon lange den Wunsch, dass die Autos hier langsamer fahren. Und auch an der Auswahl von höchstens zweispurigen Hauptstraßen gibt es Kritik.

Einen Pilotversuch zur Temporeduzierung auf Hauptverkehrsstraßen hatte es bereits an den Straßen Prinz-Georg-Straße, Lindemannstraße und Am Schönenkamp gegeben, die auch alle in gewissen Abschnitten Tempo 30 behalten.

Hauptverkehrsstraßen

Auf den zehn vorgeschlagenen Hauptverkehrsstraßen soll die Geschwindigkeit überwiegend nur auf kurzen Abschnitten gedrosselt werden. Vor Schulen während der Unterrichtszeiten, vor Krankenhäusern und Altenheimen rund um die Uhr. An der Gladbacher Straße (Tempo 30: Martinstraße bis B1) und der Aachener Straße (Südring bis Zonser Straße) liegen ein Krankenhaus und ein Seniorenheim, deshalb würde die Tempobeschränkung rund um die Uhr gelten. Hier fahren auch die Rheinbahn-Linien 706, 707, 723, 726 (Gladbacher Straße) und die U72 (Aachener Straße) – für die das Tempolimit ebenfalls gelten würde. „Die Beschleunigung des ÖPNV kostet viel Geld. Ihn wieder auszubremsen, halte ich für problematisch“, sagt Andreas Hartnigk, der Verkehrsexperte der CDU-Fraktion. Martin Volkenrath (SPD), der Vorsitzende des städtischen Verkehrsausschusses, widerspricht dem. „Wir sprechen hier von kurzen Abschnitten und das sind – das hat ein Versuch auf der Nordstraße gezeigt – am Ende nur wenige Sekunden Zeitverzögerung für die Bahn.“

Kleinere Straßen

Zu den zehn Straßen, die rund um die Uhr auf ganzer Länge Tempo 30 bekommen sollen, gehören etwa die Blumenstraße, die Ahnfeldstraße, die Mintropstraße oder die Monheimstraße. Der Niederkasseler Lohweg ist in dieser Kategorie die einzige Straße, auf der ÖPNV fährt, nämlich die Busse der Linien 828 und 863. Die prominenteste dieser „kleineren“ Straßen ist sicher die Königsallee. Sie soll in beiden Richtungen verlangsamt werden. Wobei das relativiert werden muss, da durch die vielen Radler und Fußgänger und ständig ein- und ausparkende Autos wohl nur selten schneller als 30 Stundenkilometer gefahren werden kann.

Tempo-Beschränkung nur nachts

Darüber hinaus werden in der Vorlage acht Straßen aufgeführt, auf denen von 22 bis 6 Uhr das Tempo auf 30 Stundenkilometer beschränkt werden soll. Die Erkrather Straße (von An der Schützenwiese bis Kuthsweg) gehört dazu, dort wäre auch die  oberirdisch fahrende U75 betroffen (zwischen den Haltestellen Lierenfeld Btf und Schlesische Straße). An der Ackerstraße (Worringer Platz bis Birkenstraße) müssten auf dem knapp 600 Meter langen Stück auch die Bahnen und Busse der Linien 708, 709 und 834 nachts langsamer fahren – natürlich nur während der Betriebszeiten der Rheinbahn.

Es gibt auch grundlegende Kritik an der Vorlage

Andreas Hartnigk stört noch ein weiterer Punkt an mehr Tempo-30-Abschnitten: „Je langsamer der Verkehr fließt, desto mehr Schadstoffe werden ausgestoßen“, mahnt er. Das drehe sich zwar wieder ab besonders hohen Geschwindigkeiten, bei den Gegebenheiten im Stadtverkehr gelte diese Regel aber. Martin Volkenrath ist einer ganz anderen Meinung, eine Verlangsamung des Verkehrs habe eine Verstetigung zur Folge, damit weniger umweltschädlichen Stop-and-Go und außerdem werde der Verkehr damit sicherer. In diesem Punkt wird es wohl noch Diskussionsbedarf im Verkehrsausschuss geben.

Nicht nur in diesem. Denn CDU-Politiker Stefan Wiedon stört etwas anderes: dass die Bilker Allee erst gar nicht unter den vorgeschlagenen Straßen ist. „Wir versuchen seit Jahren, diese Straße mit ihren vielen Geschäften ruhiger zu bekommen. Mittlerweile ist mir auch der Kompromiss auf 40 Kilometer pro Stunde recht.“ Das Problem: Die Bilker Allee ist vierspurig, und in der Informationsvorlage steht explizit, dass nur zweispurige Hauptverkehrsstraßen berücksichtigt wurden – „die Auflistung konzentriert sich auf Straßen mit zweistreifigem Querschnitt, in der eine Nachvollziehbarkeit für den Verkehrsteilnehmer gewährleistet ist“, heißt es in der Vorlage. Die Autofahrer würden es also nicht nachvollziehen können, wenn sie trotz zwei Spuren in eine Richtung Tempo 30 fahren müssten.

Dieser Argumentation kann Nobert Czerwinski, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, nicht folgen. „Wir hatten doch auf der Lindemannstraße einen positiven Versuch, und das ist eine vierspurige Bundesstraße. Hier hat es auch funktioniert“, sagt er. Auch Martin Volkenrath ist in diesem Punkt von der Vorlage enttäuscht. „Es ist Unsinn, dass Tempo 30 auf vierspurigen Straßen nicht funktioniert. Da wird die Stadtverwaltung nachlegen müssen.“