Moritz Führmanns Busfahrt mit Horn

Bei uns zu Hause in Niedervellmar bei Kassel war die Weihnachtszeit immer geprägt von den Posaunenchorauftritten in unserer Kirchengemeinde. Mein Vater an der Zugposaune, ich an meinem Baritonhorn. Für einen kleinen Jungen ein relativ großes Gerät, das es immer zu den Proben zu schleppen galt.

Foto: Führmann/Zanin

An den Tagen im Advent, als meine Eltern mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, fuhr ich mit dem Bus zu den Proben. Und als ich eines Tages mit dem riesigen Koffer in den leeren Linienbus einstieg, fragte mich der Fahrer, ob ich ein Gewehr bei mir führe. Nachdem ich dies verneint und ihn aufgeklärt hatte, um was genau es sich da handelte, bat er mich, ihm doch eine kleine Kostprobe meines Könnens zu geben. Völlig baff packte ich kleiner Steppke mein Horn aus dem Koffer, ungläubig, ob es sich vielleicht um die „Versteckte Kamera“ handelte, und begann auf der Fahrt durch Vellmar im Omnibus Weihnachtslieder zu spielen. Später habe ich mir oft vorgestellt, wie das für Passanten wohl ausgesehen haben muss: Ein kleiner Junge sitzt allein im fahrenden Bus und trötet auf seinem Horn vor sich hin.

Moritz Führmann (39) ist Ensemble-Mitglied im Düsseldorfer Schauspielhaus