Kinder im Museum Museum Kunstpalast: Luther bekommt eine gelbe Haut

Kinder amüsieren sich im Museum Kunstpalast über die Porträts des Lucas Cranach und pinseln sie neu an.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Lucas Cranach ist beliebt. Die große Retrospektive im Museum Kunstpalast lockte bislang knapp 40 000 Besucher an. 1200 Führungen sind gebucht, und noch immer können sich Interessanten anmelden. Inzwischen stürmen auch Kinder die Ausstellung und anschließend die Werkstatt im Ehrenhof.

Der Nachwuchs ist fasziniert von den Porträts. Die Schüler jubeln über die kolossalen Bärte, hätten den Halsschmuck am liebsten selbst um den Hals. Neuerdings kommen die Klassen sogar aus anderen Städten. Bei unserem Besuch war die Klasse 3/4 b der Schmachtenbergschule aus Essen-Kettwig zu Gast. Sie kam zum ersten Mal, und die Kinder erwiesen sich als besonders erfindungsreich.

Cranach ist bei großen wie bei kleinen Künstlern beliebt, bei Fürsten und Normalbürgern, bei Menschen vor 500 Jahren und bei modernen Künstlerstars. Pablo Picasso machte die Venus des berühmten Wittenbergers zu einer üppigen Liebesgöttin. Pop-Star Andy Warhol kupferte eine schöne, kecke Frau mit einem tollen Hut ab und verwandelte die Hofdame in einen Superstar.

Und nun eifern die Zehnjährigen dem altehrwürdigen Maler nach. Mit langen Pinseln und Acrylfarbe verpassen sie den Porträts in den Konturen des Renaissance-Malers ein freches, buntes, zuweilen auch komisches Outfit. Selbst Martin Luther oder der Kanzler Christian Brück müssen dran glauben. 44 Klassen hat Birgit van de Water mit ihrem Team von der pädagogischen Abteilung schon geführt. Immer mehr Lehrer interessieren sich dafür, mit ihren Schülern dem Museum einen Besuch abzustatten. Was die Kinder interessiert, erklärt die Abteilungsleiterin: „Sie lieben das Aussehen. Sie sind aber auch froh, wenn sie ihrer Fantasie im Ausmalen freien Lauf lassen können.“

Van de Water lässt natürlich nicht einfach abmalen. Zunächst wird eine Fotovorlage des Originals mit einem Pauspapier versehen, so dass die Kinder die Konturen ganz simpel nachzeichnen können. Dann beginnt das Verfremden, das den Kleinen großen Spaß macht. Sie dürfen mit Ölkreide agieren, den Scanner bedienen und durch das Mehrfach-Kopieren sogar 3D-Effekte erzielen.

Doch dann geht es los mit den Lieblingsfarben und Lieblingskostümen der Kinder. Lara begeistert sich an dem Hut des Kanzlers Brück. Alexander knöpft sich Friedrich den Weisen vor. Faye findet den „dicken Kerl“ ganz gut und meint damit Martin Luther. Sie gibt dem fülligen Gesicht mehr Gelb. So treten die Pausbacken besonders hervor. Und Leona nimmt einfach blaue Farbe für das Gesicht der Schönen mit dem Hut, die schon dem Pop-Künstler so gut gefallen hat.