NRW Neue Oper könnte City beleben

Düsseldorf · Der Wehrhahn ist einer der beiden Top-Kandidaten für einen Neubau. Die Schadowstraße würde profitieren. 

Der Entwurf 5 für den Wehrhahn kommt auf eine Höhe von 115 Meter Höhe.

Foto: Signa / Büro BIG

Der Wehrhahn ist traditionell für Düsseldorfer, die aus dem Osten in die Stadt fahren, der Beginn der Innenstadt. Dort gab es früher oberirdische Haltestellen auch auf den Ost-West-Linien und als Magnet zwei Kaufhäuser. Dort begann die Schadowstraße, die lange Zeit bei der Fußgängerfrequenz unter den Top 3 der deutschen Einkaufsmeilen lag. Und heute? Der Kaufhof ist geschlossen, Karstadt hat mit einem Mietvertrag, der lediglich für drei Jahre verlängert wurde, eine ungewisse Zukunft. Die Oper auf dem Grundstück des ehemaligen Kaufhofs, vermutlich kombiniert mit weiteren Nutzungen, könnte eine neue Initialzündung für die Schadowstraße und eine Belebung der Innenstadt insgesamt sein. Die ist in Zeiten des wachsenden Online-Handels nötig, wie die Stadtspitze beim Start des Verfahrens betonte.

Die Stadtverwaltung hat vor den Sommerferien vier Top-Standorte für einen möglichen Opern-Neubau genannt. Der heutige Standort an der Heinrich-Heine-Allee sowie der Wehrhahn belegen die Top-Plätze, dahinter folgen der Rheinpark Golzheim und die Kesselstraße im Hafen. Politiker regen zudem eine nochmalige Prüfung der Landzunge am Parlamentsufer und des Graf-Adolf-Platzes an.

Verschiedene Kriterien sind
bei der Auswahl zu erfüllen

Ein entscheidendes Kriterium bei der Bewertung ist die Grundstücksgröße, für die Oper werden 110 mal 70 Meter vorausgesetzt. Zudem wichtig: die Zentralität (Urbanität/Umfeld, ÖPNV-Erreichbarkeit, zentrale Lage), die Verfügbarkeit (ist das Grundstück städtisch oder Fremdeigentum mit oder ohne Entwicklungsabsicht?) und die technische Machbarkeit (Grundstücksgröße, logistische Erreichbarkeit und Nachhaltigkeit).

Beim Wehrhahn sind Abriss und Neubau hochwahrscheinlich. Wollte die Stadt dort die Oper neu bauen, müsste sie jedoch wohl für Jahrzehnte mit einem privaten Grundstückseigentümer kooperieren: der Signa-Gruppe von René Benko. Der will mit dem Grundstück natürlich Geld verdienen, benötigt andererseits das Planungsrecht durch die Stadt. Man braucht einander also, die Frage ist nur, wer wen mehr braucht. Signa hat den dänischen Stararchichtekten Bjarkte Ingels verpflichtet, der vier Entwürfe ohne und zwei mit Oper vorlegte. Kritik erntete Signa, weil sich nicht ein Plan in die Umgebung einfügte, sogar Türme von rund 180 Meter Höhe wurden vorgelegt. Nun sollen neue Ideen entwickelt werden.

Positiv wurde jedoch ein Entwurf aufgenommen, der klar machte, wie attraktiv eine Oper am Wehrhahn sein könnte: mit begrünten und begehbaren Dachterrassen, Bar und Restaurant sowie einer Stadtbühne im dritten Kubus, von wo aus man über die Bühne hinweg einen beeindruckenden Blick über die Stadt hätte – so etwas gibt es in Düsseldorf noch nicht, dies wäre hochattraktiv. Andererseits wäre diese Bühne ein Sahnehäubchen, purer Luxus, der Verweis auf New York bei der Vorstellung passte zur Ambition der BIG-Architekten.

Zu diesem Entwurf gab es bei der öffentlichen Präsentation einige interessierte Nachfragen. Er käme auf 70 Meter, wenn man den abschließenden Büroklotz, der 45 Meter hoch ist, einfach streiche. Der Komplex wäre dann auch niedriger als die benachbarte Marienkirche und das Dreischeibenhaus behielte mit seinen 94 Metern seine Majestät als Solitär.

In Kommentaren in den sozialen Netzwerken wurde der Wehrhahn oft als möglicher Standort genannt. Die Düsseldorfer Jonges führen derzeit eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durch, an der sich bereits mehr als 1000 Mitglieder beteiligt haben. Aktuell liegen dort der heutige Opern-Standort und der Hafen vorne, die Umfrage läuft jedoch noch einige Tage.

Gut 60 Vereine mit mehr als 30 000 Mitgliedern vertritt die Arbeitsgemeinschaft der Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine (AGD). Ihr Vorsitzender Bernhard von Kries hat sich bereits für den Wehrhahn ausgesprochen, dabei unterstützt von Makler Wulff Aengevelt. Die AGD stehe zur denkmalgeschützten Oper und zum geschützten Hofgarten, sagt der Architekt. Wenn aber die Oper größer und neu entstehen solle, komme eher ein bereits versiegelter Standort infrage. „Nach dem Starkregen und den Überschwemmungen, die wir gerade erlebt haben, wird klarer, dass zusätzliche Versiegelungen im Hofgarten eher keine gute Lösung sind.

Der AGD-Chef will möglichst rasch nach den Sommerferien die Mitgliedsvereine einbinden und einen offiziellen Beschluss zur Standortfrage herbeiführen. Kries sieht die Chance, dass eine Oper in der Innenstadt zur Belebung auch in den Abendstunden und damit zu einer sozialen Kontrolle beitragen könne. Die Schadowstraße könne durch die Oper zu einer Kulturachse werden, mit kulturellem Leben und gastronomischem Angebot. Das Grundstück sei zudem hervorragend an den ÖPNV angeschlossen, im Umfeld gebe es auch reichlich Stellplätze in Parkhäusern.

Durch „geeignete Maßnahmen der Stadtplanung“ könne auch der Preis für das Grundstück im Interesse der Öffentlichkeit beeinflusst werden. Aengevelt hat zudem die Variante ins Gespräch gebracht, mit Signa einen Deal zu machen und dem Unternehmen die heutige Oper anzubieten. Bernhard von Kries denkt eher an einen der Mäzene in Düsseldorf, der dem Haus vielleicht eine andere kulturelle Nutzung bescheren könnte.