Verkehr Neue Umweltspur macht Hauptverkehrsachse zum Engpass
Düsseldorf · Werstener Straße und Witzelstraße werden für die meisten Autofahrer einspurig. Die Folgen sind beträchtlich.
Auf der Fahrt nach Düsseldorf wird es für die meisten Autofahrer immer enger. Nach der bereits eingerichteten ersten Umweltspur auf der Merowinger Straße und einer weiteren auf der Prinz-Georg-Straße hat die Stadt nun detaillierte Pläne des Pilotprojekts für Düsseldorfs Hauptverkehrsachse ausgearbeitet. Das Ziel: Fahrverbote verhindern. Im Kern sehen die Pläne des Tests vor: Nach der Abfahrt auf der Autobahn 46 in Richtung Zentrum soll nach der Kreuzung zur Heine-Uni die Umweltspur beginnen. Darauf fahren dürfen wie bislang Busse, Taxis, elektrisch betriebene Fahrzeuge, Fahrräder und Pkw mit mindestens drei Insassen. Für den restlichen Verkehr steht ab da nur noch ein Fahrstreifen zur Verfügung. Die zugelassene Höchstgeschwindigkeit wird von 60 auf 50 km/h reduziert. Über die unserer Redaktion vorliegende Verwaltungsvorlage soll der Ordnungs- und Verkehrsausschuss am 28. August entscheiden.
Was ist genau geplant? Die Politik wird zunächst nur über einen Teil der Umweltspur von der Werstener Straße über die Corneliusstraße bis zur Kaiserstraße entscheiden müssen. Stadteinwärts von Süden kommend geht es zunächst einmal nur um den Abschnitt bis zum Beginn der Corneliusstraße. Auch von Norden kommend wird die Einfahrt in die Innenstadt zumindest an einer Stelle zum Nadelöhr. Auf der Fischerstraße wird ab Kennedydamm ein Fahrradweg auf der rechten Spur eingerichtet. Auf dem Stück vor der Klever Straße muss sich der restliche Verkehr mit einer Spur begnügen, bis sich kurz vor der Kreuzung ein zweiter Fahrstreifen ergibt.
Für die genannten Abschnitte ist die Machbarkeitsstudie für die große Umweltspur, mit der ein Fachbüro beauftragt ist, bereits fertig und aufgrund der „hohen Dringlichkeit“ sollen diese Pläne vorgezogen und „kurzfristig“ umgesetzt werden. Erst für Herbst kündigt die Stadt dann die Vorschläge etwa für die Corneliusstraße und die Berliner Allee an.
Welche Konsequenzen ergeben sich? Die Stadt geht davon aus, dass die Leistungsfähigkeit der Hauptverkehrsachse durch die Umweltspur auf der Witzelstraße deutlich abnehmen wird. „Die tägliche Verkehrsmenge auf der Corneliusstraße wird um etwa zehn Prozent von rund 40 000 auf etwa 36 000 Fahrzeuge herabgesetzt.“ (Für den Kennedydamm und die Danziger Straße werden noch Modelle erarbeitet, um die Zufahrt von Norden so zu regulieren, dass die Schadstoffwerte an der Corneliusstraße zurückgehen.)
Fett markiert in der Vorlage ist dann sogar die zu erwartende „Ausweitung des bereits vorhandenen Rückstaus zwischen dem Moorenplatz und der Anschlusstelle Düsseldorf-Wersten.“ Die Stadt kündigt an, hier während des einjährigen Testbetriebs vor allem auf die Verkehrssicherheit zu achten.
Zudem will sie ermitteln, wie sich der Verkehr verlagert und welche Auswirkungen das auf die Schadstoffbelastung hat. Die Verkehrsexperten erwarten, dass sich das Aufkommen auf einigen Ausweichrouten im einstelligen Prozentbereich erhöhen wird. Das gilt etwa für Südring/Völklinger Straße/Rheinufertunnel und Kölner Landstraße/Siegburger Straße.
Wie sind die Pläne begründet? Die Pläne für die große Umweltspur sind im neuen Luftreinhalteplan verankert, den die Bezirksregierung unter anderem mit der Stadt ausgearbeitet und Anfang des Jahres vorgelegt hat. Der Ordnungs- und Verkehrsausschuss hatte einer Prüfung dieses Sonderstreifens zugestimmt, auch um möglichst Fahrverbote zu verhindern. Die Stadt war vom Verwaltungsgericht Düsseldorf dazu verurteilt worden, den Luftreinhalteplan so zu verändern, dass die vielfach im Stadtgebiet überschrittenen Grenzwerte für Stickoxid schnellstmöglich eingehalten werden. Fahrverbote werden in diesem Konzept im Gegensatz zu Umweltspuren als nicht verhältnismäßig eingestuft. Ob das ausreichend ist, wird noch vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster entschieden.
Wie sehen erste Reaktionen aus? CDU-Ratsherr Christian Rütz, der die Pläne am Samstagabend auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte, fällt aus Oppositionssicht im Rathaus ein vernichtendes Urteil. Er fragt: „Wer stoppt den Verkehrswahnsinn im Rathaus?“